Lipödem der Beine im Ultraschall

Symbolische Darstellung eines Lymphödems des rechten Beines: halbtransparente anatomische Abbildung mit bläulich-türkiser Hervorhebung der subkutanen Lymphbahnen im Unterschenkel, auf dunklem, technisch gestaltetem Hintergrund.

Lipödem der Beine im Ultraschall – typische Befunde und Differenzialdiagnosen

Die Sonografie ist ein zentrales Verfahren zur Beurteilung des subkutanen Fettgewebes und hilft, das Lipödem zuverlässig von Lymphödem und Adipositas abzugrenzen.

Einleitung

Das Lipödem ist eine chronische, meist schmerzhafte Fettverteilungsstörung, die überwiegend Frauen betrifft. Klinisch zeigt es sich vor allem an den Beinen, typischerweise symmetrisch, und wird häufig mit Adipositas oder Lymphödem verwechselt. Die Sonografie ermöglicht eine nicht-invasive, gut verfügbare und reproduzierbare Beurteilung der Subkutis und leistet einen wichtigen Beitrag zur Diagnosesicherung.

Sonografische Befunde beim Lipödem

Subkutanes Fettgewebe

  • Deutlich verdickte Subkutis mit feinretikulärer Binnenstruktur.
  • Hyperechogene, netzartig angeordnete Septen, die das Fettgewebe durchziehen.
  • Keine echoarmen Flüssigkeitsräume wie beim Lymphödem.
  • Gleichmäßige Echogenität ohne fokale Raumforderungen.

Haut und Dermis

  • Mäßig verdickte Dermis, ansonsten unauffälliges Echomuster.
  • Keine Hinweise auf Entzündung, Fibrose oder interstitielle Flüssigkeit.

Muskulatur und Faszien

  • Regelrechte Abgrenzung von Faszien und Muskulatur.
  • Keine Flüssigkeitsansammlungen im interfascialen Raum.
  • Normale Echostruktur der Muskulatur.

Gefäße

  • In der Kompressionssonografie keine Zeichen einer venösen Insuffizienz oder Thrombose.
  • Beurteilung der tiefen und oberflächlichen Venen zum Ausschluss venöser Ursachen sekundärer Ödeme.

Differenzialdiagnosen

Befundmerkmal Lipödem Lymphödem Adipositas
Verteilung Symmetrisch, Beine > Arme, Füße ausgespart Häufig asymmetrisch, auch Fußrücken betroffen Generalisiert
Subkutis im Ultraschall Verdickt, feinnetzartig, echoreiche Septen Verdickt, echoarm, „Bienenwabenmuster“ Gleichmäßig hyperechogen
Flüssigkeit Keine Vermehrt interstitiell Keine
Druckschmerz Ja Nein Nein
Pitting-Ödem Nein Ja Nein

Klinische Relevanz

Die sonografische Abgrenzung ist insbesondere in frühen Stadien entscheidend, da das Lipödem häufig unerkannt bleibt und therapeutisch anders zu behandeln ist als Lymphödeme oder Adipositas. Ein korrekt interpretierter Ultraschallbefund kann unnötige Lymphdrainagebehandlungen vermeiden, die Diagnose sichern und eine gezielte Therapie ermöglichen (zum Beispiel Kompression, Bewegung, gegebenenfalls Liposuktion).

Technische Hinweise

  • Verwendung hochauflösender Linear-Schallköpfe (10–18 MHz).
  • Untersuchung im Stehen oder Sitzen kann die Beurteilbarkeit der subkutanen Schichten verbessern.
  • Seitengleicher Vergleich beider Beine ist essenziell.
  • Standardisierte Dokumentation von Messpunkten und Bildspeicherung erhöht die Nachvollziehbarkeit.

Literatur

  1. Reich-Schupke S. et al. Lipedema—Basics, Diagnostics and Therapy. J Dtsch Dermatol Ges. 2021.
  2. Forner-Cordero I. et al. Lipoedema: An Overview of Its Ultrasound Features. Phlebology. 2020.
  3. Bertsch T, Erbacher G. Differentialdiagnose Lipödem vs. Lymphödem in der Sonografie. Gefässchirurgie. 2019.
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