TH 028

Th 028 (1)
Th 028 (2)
Klinik

82-jähriger Patient. Dyspnoe, abgeschwächte Atemgeräusche rechts basal.

Falldiskussion
Bildanalyse
 
Diskontinuierliche lineare, bogige (eierschalenförmige) und unregelmässig bandförmige, kalkdichte Transparenzverminderungen am antero-latero-basalen Rand der linken Herzkontur. Das aortal konfigurierte Herz ist vergrössert mit bilateraler Verbreiterung ohne regionale Deformierung der ventrikulären Konturen (CTI 0,60). Bilateraler, rechts ausgeprägterer Pleuraerguss, Mediastinalverbreiterung und prominente V. azygos bei leichter oberer Einflußstauung. Basoapikale Umverteilung der Lungendurchblutung und basale perivasale pulmonale Transudation bei pulmonal-venöser Hypertonie. Aortenelongation, Aortensklerose.
 
Differentialdiagnose
 
Die radiologische Differentialdiagnose von kardialen Verkalkungen umfasst unter anderem:
 
  • Kardio-vaskuläre Verkalkungen
    • Perikardverkalkungen
      • nach Pericarditis:
        • idiopathische
        • bakterielle (Tuberkulose, andere Bakterien), virale (Coxsackie B, Influenza),
        • mykotische, parasitäre Infektion, im Rahmen einer Sepsis oder durch Übergreifen von benachbarten Organen, beispielsweise bei Pneumonie
        • systemische Erkrankungen (Überempfindlichkeitsreaktionen, Kollagenosen, Autoimmunerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen)
        • Dressler Syndrom
      • posttraumatisch
      • iatrogen (postoperativ, nach Strahlentherapie)
      • neoplastisch, paraneoplastisch

 

    • Myokardverkalkungen
      • alter Myokardinfarkt
      • chronisches Aneurysma verum/spurium des linken Ventrikels
      • Myokardschädigung aufgrund von Trauma, Myokarditis (Chagas-Krankheit; Lues), rheumatischem Fieber, Hyperparathyroidismus
      • Echinokkokuszyste
    • Endokardverkalkungen
      • die Herzklappen und Klappenringe
      • Endokardfibrose
      • Wand des linken Vorhofs und/oder des linken Herzohrs (nach rheumatischer Herzerkrankung)
      • parietaler Thrombus
      • Herztumor (atriales Myxom)
    • Verkalkungen der Koronararterien
    • Verkalkungen eines kongenitale Sinus coronarius (Valsalva)-Aneurysma
    • Verkalkungen der Aorta
    • Verkalkungen des Ductus arteriosus Botalli

 

  • Verkalkungen der Pleura mediastinalis
      • altes Empyem
      • Pleuritis tuberculosa, Histoplasmose, Parasitose (Cysticercose, Pentastomiasis)
      • alter Hämatothorax
      • asbestverursachte Pleuraplaques
      • Hyperparathyroidismus (primär, sekundär)
      • iatrogen (nach Talkumexposition, Talkpleurodese, Pleuraplombe, chronische Hämodialyse)
      • Pleurametastasen (Mamma-, Hoden-, Schilddrüsenkarzinom)
      • (Mesotheliom)
      • (extraskeletales Osteosarkom der Pleura)
      • Thorakolithen
Diagnose
Perikardverkalkungen bei idiopathischer Pericarditis constrictiva (calcarea).
 
Topiks
 
Die chronisch-konstriktive Perikarditis stellt einen narbigen Folgezustand einer akuten Perikarderkrankung dar mit einer progredienten lokalen oder generalisierten perikardialen Verdickung (> 4-6 mm), Fibrose und gegebenenfalls Kalkeinlagerung. Der Verlust der perikardialen Elastizität und die eingeschränkte diastolische Dehnungsfähigkeit durch Schrumpfung führen zum Anstieg des diastolischen Ventrikeldruckes, zu einer diastolischen Füllungsbehinderung und zu einer Drucksteigerung im Vorhof mit konsekutiver Einflußstauung. Die Ursachen sind vielfältig (s. oben) und weisen starke regionale und zeitliche Schwankungen auf. In den westlichen Industriestaaten lässt sich in der Mehrzahl der Fälle keine eindeutige ätiologische Zuordnung treffen. Hauptursache im afrikanischen und asiatischen Raum ist die Tuberkulose. Das klinische Bild ist je nach Ausmass und Lokalisation der Perikardkonstriktion durch eine Rechts- und/oder Linksherzinsuffizienz charakterisiert. Unbehandelt ist die Prognose durch das ventrikuläre Rückwärtsversagen und Vorwärtsversagen aufgrund des eingeschränkten Auswurfs mit Minderperfusion der Organe und der Körperperipherie ungünstig. Eine partielle Perikardektomie kann die Prognose verbessern.
Die konventionelle Röntgen-Thorax-Aufnahme weist nur in bis zu 50% Verkalkungen bei konstriktiver Perikarditis auf; und diese sind oft besser auf der Seitenaufnahme sichtbar. Perikardverkalkungen sind  marginal an der Herzkontur angeordnet, entweder dick, grob und unregelmässig plaque- bzw. bandförmig oder zart, bogig, schalenförmig und linear, oft diskontinuierlich.  Prädilektionsstellen sind das anteriore und laterale Perikard, vor allem retrosternal über dem rechten Ventrikel, mit Ausdehnung entlang der diaphragmalen Fläche und/oder gegen den rechtsventrikulären Ausflußtrakt und Truncus pulmonalis. Es gibt Verkalkungen im Bereich der ventralen atrioventrikulären Grube und über dem rechten Vorhof, Verkalkungen der V. cava sup. sind ebenfalls beobachtet worden. Das Perikard  über dem stärker pulsierenden linken Ventrikel und der (linksventrikulären) Herzspitze ist nur bei extensiverer Perikardverkalkung betroffen. Im fortgeschrittenen Fall umhüllt eine Kalkspange das gesamte Herz („Panzerherz“) mit Ausnahme des linken Vorhofs, der wegen der einmündenden Lungenvenen im allgemeinen nie betroffen ist .
Das Herz ist mehrheitlich nicht vergrössert. Eine linksventrikuläre Konstriktion kann aber zu einer Vergrösserung des linken Vorhofs führen und eine Mitralstenose vortäuschen. Eine regionale Deformierung der ventrikulären Kontur wie beim Herzwandanaurysma fehlt. Als Folge der Rechtsherzinsuffizienz kann ein Pleuraerguss, eine Verbreiterung des oberen Mediastinums (durch die dilatierte V. cava superior) und ein Zwerchfellhochstand (bei Aszites) bestehen. Seltener ist eine Lungenstauung bei Linksherzinsuffizienz.
Präoperativ kann die kardiale Schnittbildgebung zur weiteren Diagnostik des insgesamt seltenen und deshalb oft schwierig zu diagnostizierenden Krankheitsbildes erforderlich sein und ist für die genaue topographische Lokalisation der konstriktiven Veränderungen eine wichtige Hilfe, um das Ausmass einer Perikardektomie planen zu können. Die MRT ermöglich die direkte Beurteilung des Perikards, der Restdicke des Myokards und die umfassende Beurteilung der rechts- und linksventrikulären Funktion (und die  Differentialdiagnose zur restriktiven Kardiomyopathie). Die CT ist die beste Methode zur Detektion von (auch kleineren) Perikardverkalkungen und eine weitere  Methode zum Nachweis einer Perikardverdickung.
 
Literatur
Dahnert, W.  Radiology Review Manual, 7th Ed., 2011.
Macgregor, J.H., Chen, J.T., Chiles, C., Kier,  R., Godwin, J.D., Ravin, C.E.  The radiographic distinction between pericardial and myocardial calcifications.  Am J Roentgenol. 1987;148 (4): 675-677.
O'Leary, S.M., Williams, P.L., Williams, M.P., Edwards, A.J., Roobottom, C.A., Morgan-Hughes, G.J., Manghat, N.E.  Imaging the pericardium: appearances on ECG-gated 64-detector row cardiac computed tomography.  Br J Radiol. 2010;83 (987): 194-205.
Wang, Z.J., Reddy, G.P., Gotway, M.B., Yeh, B.M., Hetts, S.W., Higgins, C.B.  CT and MR imaging of pericardial disease.  Radiographics. 2003;23 Spec No: 167-80.
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