TH 003

Th 003 (1)
Th 003 (2)
Klinik

71-jähriger Patient. Asymptomatisch.

Falldiskussion

Bildanalyse
Die Thoraxübersichtsaufnahme in der p.a. und in der seitlichen Projektion zeigt eine solitäre, ca. 4 cm grosse, periphere runde Raumforderung im apikalen Unterlappen rechts mit scharf begrenztem, lappigem Rand, weichteildicht und inhomogen durch multiple zentrale grobschollige popcornartige Verkalkungen.

Der übrige Herz-Lungenbefund ist normal.

Differentialdiagnose
Radiologisch sind als Differentialdiagnosen eines solitären Lungenrundherds mit Verkalkungen

  • Granulome
    • Tuberkulom
    • Histoplasmom
    • Maligne Neoplasien
    • Bronchialkarzinom
    • Metastasen
      • mit Mukoidverkalkung
        • Mamma-Karzinom
        • Adenokarzinom des Gastrointestinalstrakts
        • Ovarialkarzinom
      • mit dystropher Verkalkung
        • Papilläres Schilddrüsenkarzinom
        • Riesenzelltumor
        • Synovialsarkom
        • Metastasen nach Therapie
      • mit Tumormatrixmineralisation
        • Osteosarkom
        • Chondrosarkom
    • Karzinoid 
    • Benigne Neoplasien
    • Hamartom
    • Chondrom
    • Amyloidome

in Erwägung zu ziehen.

Diagnose
Pulmonales chondroides Hamartom, parenchymaler Typ.

Topics
Ein pulmonales Hamartom ist eine kongenitale Missbildungsgeschwulst. Hamartome sind eine Mischung aus verschiedenen, nicht-organisierten, reifen Geweben, die zur normalen Ausstattung der Lungen gehören wie z. B. glatte Muskulatur, Kollagen, Knorpel, Fettgewebe. Sie sind die häufigsten benignen Lungentumoren (die Inzidenz liegt bei 1 auf 400 Autopsien), machen ca. 77% aller gutartigen Lungentumoren aus, repräsentieren 8% aller pulmonalen Neoplasien und 6% der solitären Lungenrundherde. Die Hamartome in der Lunge können im Lungengewebe (parenchymaler Typ) oder in den Atemwegen (endobronchialer Typ) liegen. 90 % der Hamartome kommen als solitäre periphere Tumoren im Lungengewebe vor und zeigen sich gewöhnlich ohne Symptome. 1,4-10% der Hamartome liegen endobronchial. So können dann als Bluthusten (Hämoptysen), Husten oder (poststenotische) Pneumonierezidive auftreten. Hamartome treten meist in der 4. und 5. Lebensdekade auf (über 96% der Patienten sind über 40 Jahre alt), häufiger bei Männern als bei Frauen (2:1 bis 3:1). Hamartome der Lunge wachsen langsam. Bei der nicht-erblichen Carney-Trias wird eine Assoziation von gastrointestinalem Stromatumor, funktionellem Paragangliom oder Phaeochromozytom und chondroidem Hamartom der Lunge beobachtet.

Hamartome sind im Röntgenbild oder im Computertomogramm (CT) gewöhnlich gut abgrenzbar, obwohl sie keine Kapsel besitzen. Meistens sind sie rundlich oder oval, weichteildicht, gut umschrieben und haben glatte oder leicht lobulierte Konturen. 10 – 30 % sind kalzifiziert mit intraläsionalen Verdichtungsherden durch punktförmig getüpfelte oder grössere, grobschollig amorphe, typisch popcornartige Verkalkungen. 30 - 75 % besitzen Fettansammlungen (d.h. es finden sich im CT gut erkennbare lokalisierte oder diffuse Fettkomponenten mit -80 bis -120 HU). Höhlenbildungen sind extrem selten. 90 % kommen als solitärer peripherer Rundherd oder Raumforderung vor, multiple Hamartome sind selten.

Literatur
Dähnert, W.: Radiology Review Manual. 7. International Edition. Lippincott Williams & Wilkins. Baltimore 2011.
Erasmus, J.J., J.E. Connolly, H. Page McAdams, V.L. Roggli: Solitary Pulmonary Nodules: Part I. Morphologic Evaluation for Differentiation of Benign and Malignant Lesions. Radiographics 2000; 20: 43 – 58.

schliessen