Emil Zuckerkandl (1849–1910) war ein österreichischer Anatom, Professor an der Universität Wien und ein bedeutender Vertreter der Wiener Schule der makroskopischen Anatomie. Nach ihm sind mehrere Strukturen benannt, darunter das Organ von Zuckerkandl – ein wichtiges Paraganglion im Retroperitoneum.
Biografische Daten
Zuckerkandl wurde 1849 in Raab (heute Győr, Ungarn) geboren. Er studierte Medizin in Wien und Graz und wurde 1882 ordentlicher Professor für Anatomie in Wien. Er war bekannt für seine exakten Präparationen und seine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Chirurgen. Emil Zuckerkandl war mit der bekannten Schriftstellerin und Salonière Berta Zuckerkandl verheiratet. Er starb 1910 in Wien.
Wissenschaftliche Leistungen
Zuckerkandl beschäftigte sich mit der Topografie des Kopfes, der Nasenhöhle und der retroperitonealen Gefäße. Besonders bekannt ist das nach ihm benannte Organon Zuckerkandli – ein embryologisch entstehendes, meist rudimentär verbleibendes Paraganglion entlang der Aorta abdominalis im Bereich der Aortenbifurkation. Es kann bei Erwachsenen persistieren und Ausgangspunkt für extraadrenale Paragangliome sein.
Auch in der Beschreibung der Nasennebenhöhlen, der Nasenscheidewand und der Glandula suprarenalis accessoria hat Zuckerkandl bleibende Beiträge geleistet.
Bedeutung in Radiologie, Anatomie und Endokrinologie
Das Organ von Zuckerkandl ist ein wichtiger Referenzpunkt bei der radiologischen Beurteilung von retroperitonealen Raumforderungen. Paragangliome in diesem Bereich zeigen eine intensive Kontrastmittelaufnahme im CT oder MRT und können funktionell aktiv (Katecholamin-sezernierend) sein. Bei unklaren Läsionen entlang der Aorta ist das Zuckerkandl-Paraganglion differenzialdiagnostisch relevant.
Zuckerkandls detaillierte anatomische Studien beeinflussten die präoperative Planung im Bereich der endokrinen und vaskulären Chirurgie bis heute.
Quellen und Literatur
Zuckerkandl E. Normale und pathologische Anatomie der Nasenhöhle und ihrer pneumatischen Anhänge. Wien, 1882.
Lack EE. Paragangliomas of the Organ of Zuckerkandl. Arch Pathol Lab Med. 1985.
Gray’s Anatomy. 42nd ed. Elsevier, 2020.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.