Thomas Willis (1621–1675) war ein englischer Arzt, Anatom und einer der Begründer der modernen Neuroanatomie. Seine detaillierten Studien des Gehirns und des Nervensystems sowie die Beschreibung des arteriellen Gefässrings an der Hirnbasis machen ihn zu einer Schlüsselfigur der Anatomie des 17. Jahrhunderts.
Biografische Daten
Willis wurde am 27. Januar 1621 in Great Bedwyn, Wiltshire, geboren. Er studierte Medizin am Christ Church College in Oxford und arbeitete während des englischen Bürgerkriegs als praktischer Arzt in Oxford. 1660 wurde er Professor für Naturphilosophie an der Universität Oxford und später Mitglied des Royal College of Physicians. Er starb am 11. November 1675 in London.
Wissenschaftliche Leistungen
In seinem Hauptwerk Cerebri Anatome (1664), das er zusammen mit dem Architekten und Zeichner Christopher Wren veröffentlichte, beschrieb Willis das zentrale Nervensystem mit bislang unerreichter Präzision. Besonders bekannt wurde seine Darstellung des Circulus arteriosus Willisii, eines arteriellen Gefässrings an der Hirnbasis, der die vordere und hintere Hirndurchblutung miteinander verbindet.
Der Circulus arteriosus Willisii besteht aus den Arteriae cerebri anteriores und posteriores sowie den Communicans-Gefässen. Diese Struktur ist für die Kollateralversorgung des Gehirns von grosser Bedeutung, insbesondere bei Verschlüssen oder Einengungen der zuführenden Arterien. Willis war ausserdem einer der Ersten, die Begriffe wie Neurologie verwendeten, und beschrieb mehrere Hirnnerven sowie neuropsychiatrische Zustände.
Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
Der Circulus arteriosus Willisii ist eine zentrale Struktur der zerebralen Gefässanatomie und wird regelmässig in der CT- und MR-Angiografie dargestellt. Die genaue Kenntnis seiner Anatomie ist entscheidend für die Beurteilung von Aneurysmen, Ischämien und Gefässvarianten. Willis’ systematischer Ansatz prägte die Neurodiagnostik nachhaltig.
Quellen und Literatur
Willis T. Cerebri Anatome. London, 1664.
Finger S. Minds Behind the Brain: A History of the Pioneers in Neuroscience. Oxford University Press, 2000.
Clarke E, O’Malley CD. The Human Brain and Spinal Cord: A Historical Study. University of California Press, 1996.
Whonamedit.com: Thomas Willis. www.whonamedit.com