Richard von Volkmann (1830–1889) war ein deutscher Chirurg, Universitätsprofessor in Halle und einer der führenden Operateure seiner Zeit. Nach ihm sind mehrere medizinisch relevante Strukturen und Krankheitsbilder benannt – insbesondere die Volkmann-Kontraktur und die Volkmann-Kanäle.
Biografische Daten
Volkmann wurde 1830 in Leipzig geboren. Er studierte Medizin in Jena und Berlin und wurde mit nur 31 Jahren Professor für Chirurgie in Halle an der Saale. Neben seiner medizinischen Tätigkeit war er auch unter dem Pseudonym „Richard Leander“ als Schriftsteller tätig. Er starb 1889 in Jena.
Wissenschaftliche Leistungen
Volkmann beschrieb 1881 eine ischämisch bedingte, irreversible Kontraktur der Unterarmmuskulatur nach Kompartmentdrucksteigerung, meist nach Frakturen oder Gefäßverletzungen. Dieses Krankheitsbild ist heute als Volkmann-Kontraktur bekannt und gilt als klassisches Beispiel eines Kompartmentsyndroms. In der Histologie trägt ein Netzwerk kleiner Gefäßkanäle, die quer durch die Lamellenknochen verlaufen und die Havers-Kanäle verbinden, ebenfalls seinen Namen: die Volkmann-Kanäle. Sie dienen der vaskulären Versorgung der Knochensubstanz und sind ein fester Bestandteil histologischer und mikroradiologischer Lehrwerke.
Volkmann-Dreieck in der konventionellen Radiologie
Das Volkmann-Dreieck ist ein dreieckiger metaphysärer Knochensplitter an der posterioren Seite des distalen Humerus und gilt als indirektes radiologisches Zeichen einer suprakondylären Humerusfraktur – insbesondere bei Kindern. Es ist meist auf der seitlichen Ellenbogenaufnahme erkennbar und entsteht durch das Abscheren eines dorsalen metaphysären Fragments. Seine Identifikation ist besonders wichtig, wenn die Frakturlinie nicht eindeutig sichtbar ist. Das Zeichen wurde nach Volkmann benannt und ist heute Bestandteil radiologischer Standardwerke in der pädiatrischen Traumatologie.
Bedeutung in der Radiologie, Orthopädie und Histologie
Die Volkmann-Kontraktur ist ein klassisches Beispiel für ein chronisch unbehandeltes Kompartmentsyndrom mit charakteristischen Spätschäden – radiologisch zeigen sich Weichteilatrophie, Kontrakturen und Fehlstellungen. In der MRT oder Sonografie lassen sich Muskel- und Faszienveränderungen bereits im Frühstadium erkennen.
Die Volkmann-Kanäle wiederum sind bedeutsam für die mikrostrukturelle Knochenanalyse, z. B. in der histologischen Aufarbeitung osteologischer Erkrankungen oder in der Forschung zur Knochenmechanik.
Quellen und Literatur
- Volkmann R. Ueber ischämische Muskellähmung und Kontraktur. Zbl Chir. 1881;8:801–803.
- Gray’s Anatomy. 42nd ed. Elsevier, 2020.
- Putz R, Pabst R. Atlas der Anatomie. Thieme, 2018.
- Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
r, 2023.