Andreas Vesal (1514–1564), latinisiert aus Andreas Vesalius, war ein flämischer Anatom und Arzt, der als Begründer der modernen Anatomie gilt. Mit seinem 1543 erschienenen Werk De humani corporis fabrica libri septem („Über den Bau des menschlichen Körpers in sieben Büchern“) setzte er neue Maßstäbe in Wissenschaft, Lehre und Illustration.
Biografische Daten
Vesal wurde 1514 in Brüssel geboren und stammte aus einer angesehenen Arztfamilie. Er studierte Medizin in Paris, Leuven und Padua und wurde bereits mit 23 Jahren Professor für Chirurgie und Anatomie an der Universität Padua. Später war er Leibarzt von Kaiser Karl V. und Philipp II. von Spanien. Er starb 1564 während einer Pilgerreise auf der griechischen Insel Zakynthos.
Wissenschaftliche Leistungen
Vesals Hauptwerk, die Fabrica, vereinte präzise anatomische Beobachtung mit exakten, künstlerisch anspruchsvollen Holzschnitten. Er basierte seine Erkenntnisse auf systematischen Leichenschau-Sektionen und stellte zahlreiche Irrtümer der antiken Autorität Galen richtig – etwa zur Struktur des Herzens, des Brustkorbs und der Kieferknochen. Er betonte die direkte Anschauung des Körpers über die bloße Buchgelehrsamkeit – ein revolutionärer Ansatz in der Renaissance.
Bedeutung für Anatomie, Medizin und Bildgebung
Andreas Vesal begründete mit seiner Arbeit die makroskopische Humananatomie als empirische Wissenschaft. Sein Werk beeinflusste nicht nur die Anatomielehre über Jahrhunderte hinweg, sondern auch die Bildsprache medizinischer Abbildungen, wie sie später in Atlanten und modernen radiologischen Techniken (MRT, CT, 3D-Rekonstruktion) weiterentwickelt wurde. Vesals Präzision und systematische Methodik wirken in der radiologischen Topografie bis heute nach.
Quellen und Literatur
Vesalius A. De humani corporis fabrica libri septem. Basel: Oporinus, 1543.
O’Malley CD. Andreas Vesalius of Brussels, 1514–1564. University of California Press, 1964.
Singer C. A Short History of Anatomy and Physiology. Dover, 1957.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.