Antonio Maria Valsalva (1666–1723) war ein italienischer Anatom, Chirurg und Physiologe. Er gilt als einer der bedeutendsten Anatomen der Barockzeit und war Schüler von Marcello Malpighi. Nach ihm sind das Valsalva-Manöver und die Sinus Valsalvae benannt – beides Konzepte mit anhaltender Bedeutung in der modernen Medizin.
Biografische Daten
Valsalva wurde 1666 in Imola (Emilia-Romagna) geboren. Er studierte in Bologna, wo er später Professor für Anatomie und Chirurgie wurde. Valsalva war auch als Augen- und Ohrenchirurg tätig und beschäftigte sich intensiv mit der Anatomie des Nervensystems und der Sinnesorgane. Er starb 1723 in Bologna.
Wissenschaftliche Leistungen
Valsalva verfasste 1704 das Werk De aure humana tractatus, in dem er die Anatomie des Ohres systematisch beschrieb. Dabei prägte er Begriffe wie „Eustachische Röhre“ (heute Tuba auditiva) und beschrieb die Druckausgleichstechnik durch forciertes Ausatmen bei geschlossenem Mund und Nase – das heute als Valsalva-Manöver bekannte Verfahren.
Zudem identifizierte er die kleinen Aussackungen der Aortenwurzel oberhalb der Aortenklappen – die Sinus Valsalvae. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Öffnungsmechanik der Aortenklappen und in der Pathogenese von Aneurysmen.
Bedeutung in der Radiologie, Kardiologie und Otologie
Das Valsalva-Manöver wird in der funktionellen Herzdiagnostik (z. B. bei Mitralklappenprolaps oder HOCM), in der Sonografie der Venen sowie bei Ohrbeschwerden (Barotrauma) eingesetzt.
Die Sinus Valsalvae sind in der CT- und MRT-Angiografie der Aorta regelmäßig darstellbar. Ihre Ausdehnung wird bei Aneurysmata oder bei der Beurteilung der Aortenklappe systematisch vermessen. Auch Rupturen oder angeborene Fehlbildungen dieses Bereichs (Sinus-aneurysma dissecans) haben hohe klinische Relevanz.
Quellen und Literatur
Valsalva A. De aure humana tractatus. Bologna, 1704.
Yuan SM. Sinus of Valsalva aneurysm: a review of the literature. Tex Heart Inst J. 2010;37(6):620–628.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
Standring S (Hrsg.). Gray’s Anatomy. 42. Auflage. Elsevier, 2020.