Alexander Tietze (1864–1927) war ein deutscher Chirurg aus Liegnitz (heute Legnica, Polen), der vor allem durch die Erstbeschreibung des Tietze-Syndroms bekannt wurde – einer gutartigen, selbstlimitierenden Erkrankung des vorderen Brustkorbs.
Biografische Daten
Tietze wurde 1864 geboren, studierte Medizin in Breslau und arbeitete dort als Chirurg und Dozent. Er war auch kommunalpolitisch aktiv und veröffentlichte mehrere medizinische und gesellschaftspolitische Schriften. 1921 beschrieb er erstmals die charakteristische Schwellung im Bereich der oberen Rippenknorpel. Er starb 1927.
Wissenschaftliche Leistungen
In seiner Originalbeschreibung unterschied Tietze eine schmerzhafte, druckdolente Schwellung des sternokostalen Übergangs – insbesondere an der zweiten oder dritten Rippe – von anderen Formen des Thoraxschmerzes. Anders als bei der häufigeren **Costochondritis** tritt beim Tietze-Syndrom eine sichtbare oder tastbare Schwellung auf. Tietze erkannte die gutartige Natur dieser Erkrankung, die ohne spezifische Therapie von selbst ausheilt.
Bedeutung in der Radiologie und Differenzialdiagnostik
Das Tietze-Syndrom ist ein klassischer klinischer Ausschlussbefund bei Thoraxschmerz. In der Radiologie spielt es eine Rolle bei der Differenzialdiagnose gegenüber:
– ossären Tumoren
– Chondrosarkom
– Frakturen
– infektionsbedingter Osteomyelitis oder
– entzündlichen Thoraxwandprozessen.
Im konventionellen Röntgen sind meist keine Auffälligkeiten sichtbar. In der MRT kann ein lokales Knochenmarködem oder eine Knorpelschwellung nachgewiesen werden. CT und Sonografie dienen zur weiteren Abklärung bei unklarer Thoraxwandveränderung. Für Radiolog:innen ist das Tietze-Syndrom ein wichtiges Beispiel für funktionelle Thoraxwandbeschwerden mit strukturellem Bezug.
Quellen und Literatur
Tietze A. Über eine eigenartige Häufung von Erkrankungen der oberen Brustkorbknorpel. Dtsch Med Wochenschr. 1921;47:906.
Kirchner J et al. Thoracic Wall Syndrome: Tietze’s Syndrome and Costochondritis. Radiologe. 2015;55(3):205–211.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
Gray’s Anatomy. 42nd ed. Elsevier, 2020.