Thebius, Adam (1686-1732)

Würdevoll gezeichnetes Schwarz-Weiss-Bleistiftporträt eines Arztes des 18. Jahrhunderts mit Perücke, vor dunklem Hintergrund und Skelett im Hintergrund.

Adam Christian Thebesius (1686–1732) war ein deutscher Anatom und Arzt aus Schlesien, der vor allem durch seine detaillierte Beschreibung der kleinsten venösen Abflusswege des Herzens bekannt wurde. Die nach ihm benannten Thebesius-Venen (Venae cordis minimae) und das Foramen Thebesii (Thebesius-Loch) gehören zur klassischen Herz-Anatomie.

Biografische Daten
Thebesius wurde 1686 in Sandenwalde (Schlesien) geboren. Er studierte Medizin in Jena, Leipzig und Leiden und promovierte 1708 in Leiden mit einer Dissertation zur Anatomie des Herzens. Später praktizierte er als Arzt in Hirschberg (heute Jelenia Góra, Polen). Er starb 1732.

Wissenschaftliche Leistungen
In seiner Dissertation „Disputatio medica inauguralis de circulo sanguinis in corde“ (1708) beschrieb Thebesius als einer der Ersten ein feines Netzwerk von venösen Gefäßen im Myokard, die unabhängig vom klassischen Koronarsystem existieren. Diese Venae cordis minimae (Thebesius-Venen) münden direkt in die Herzinnenräume – v. a. im rechten Vorhof und rechten Ventrikel. Sie erlauben einen direkten venösen Rückfluss ohne Umweg über den Sinus coronarius. Das zugehörige Foramen Thebesii ist die Mündungsstelle dieser Venen.

Bedeutung in der Anatomie, Kardiologie und Radiologie
Die Thebesius-Venen sind funktionell bedeutsam für die kardiale Mikrozirkulation und spielen eine Rolle bei der Erklärung des physiologischen Rechts-Links-Shunts im Herzen. In der kardiologischen Diagnostik – z. B. bei Koronarangiografie, CT oder MRT – sind die Venen meist nicht sichtbar, können aber bei speziellen Fragestellungen (z. B. bei unklaren Shuntverhältnissen oder bei Tumoren des rechten Vorhofs) eine Rolle spielen. Die anatomischen Strukturen, die Thebesius entdeckte, sind bis heute fester Bestandteil jeder kardiologischen und anatomischen Ausbildung.

Quellen und Literatur
Thebesius AC. De circulo sanguinis in corde. Dissertation. Leiden, 1708.
Gray’s Anatomy. 42nd ed. Elsevier, 2020.
Saremi F et al. Anatomy of the cardiac venous system. Radiographics. 2012;32(4):991–1008.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.

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