Soranus von Ephesos (1.–2. Jh. n. Chr.)

Klassisches Schwarz-Weiss-Bleistiftporträt von Seranus von Ephesos mit Toga und glattem Atelierhintergrund im Stil der Wegbereiter-Reihe auf radiologie24.ch.

Soranus von Ephesos war ein griechischer Arzt des 1. und frühen 2. Jahrhunderts n. Chr., der als einer der wichtigsten Vertreter der antiken Medizin gilt. Sein Name ist vor allem mit der frühen Gynäkologie und Geburtshilfe verbunden. Er war einer der wenigen Ärzte der Antike, die sich ausführlich mit Frauenheilkunde und Kinderheilkunde auseinandersetzten.

Biografische Daten
Soranus wurde vermutlich um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. in Ephesos (Kleinasien) geboren. Seine medizinische Ausbildung erhielt er in Alexandria, dem bedeutendsten medizinischen Zentrum der Antike. Später praktizierte er in Rom unter den Kaisern Trajan und Hadrian. Er gehörte der Methodikerschule an, einer medizinisch-philosophischen Richtung, die sich durch einen pragmatischen und systematischen Zugang zu Diagnose und Therapie auszeichnete. Das genaue Todesjahr ist unbekannt; er dürfte um 130 n. Chr. gestorben sein.

Wissenschaftliche Leistungen
Soranus verfasste zahlreiche Werke, von denen nur Teile erhalten sind. Am bekanntesten ist seine Lehrschrift Gynaikeia (Über die Krankheiten der Frauen), die als erstes systematisches Handbuch der Gynäkologie gilt. Darin beschreibt er Themen wie Menstruation, Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, gynäkologische Krankheiten und Verhütung. Seine Darstellung beruht auf eigener Beobachtung, empirischem Wissen und einer klaren didaktischen Gliederung – eine Seltenheit in der antiken Medizin.

Er betonte die psychische und körperliche Betreuung Schwangerer und setzte sich für eine respektvolle Behandlung von Frauen ein. Auch in der Kinderheilkunde war Soranus wegweisend – seine Empfehlungen zur Säuglingspflege (z. B. Stillen, Wickeln, Wiegen) wurden bis ins Mittelalter tradiert.

Bedeutung in der Medizingeschichte
Soranus gilt als Begründer der wissenschaftlich fundierten Gynäkologie. Seine Lehre beeinflusste spätere Autoren wie Galen und wurde in arabische und mittelalterliche Texte übernommen. Im modernen Kontext wird er oft als früher Verfechter einer ganzheitlichen, patientenorientierten Medizin betrachtet. In der Radiologie spielt er keine direkte Rolle, wird jedoch in historischen Rückblicken zur Geschichte der Frauenheilkunde häufig genannt.

Quellen und Literatur
Temkin O. Soranus’ Gynecology. Johns Hopkins University Press, 1956.
Nutton V. Ancient Medicine. Routledge, 2004.
Scarborough J. Soranus and the Gynaecological Tradition. Bull Hist Med. 1976;50(3):343–364.
Lo Presti R. Doctors and Doctrines in the Roman Empire. Brill, 2020.

Nach oben scrollen