Carl B. Schlatter (1863–1934) war ein Schweizer Chirurg und Hochschullehrer in Zürich. Er ist Mitnamensgeber der Osgood-Schlatter-Krankheit, einer typischen Wachstumsstörung im Bereich des vorderen Knies bei Jugendlichen.
Biografische Daten
Schlatter wurde 1863 in Herisau (Schweiz) geboren. Er studierte Medizin in Zürich und Berlin und war u. a. Schüler von Theodor Kocher. Ab 1895 war er Professor für Chirurgie an der Universität Zürich und Direktor der Chirurgischen Klinik. Er starb 1934 in Zürich.
Wissenschaftliche Leistungen
1903 veröffentlichte Schlatter eine Arbeit über entzündlich-degenerative Veränderungen an der Tuberositas tibiae bei jugendlichen Patienten mit Knieschmerzen – insbesondere bei körperlicher Aktivität. Er beschrieb eine schmerzhafte Fragmentierung der Apophyse am Ansatz der Patellarsehne – unabhängig von Robert Osgood, der im gleichen Jahr in den USA dieselbe Erkrankung darstellte.
Die Erkrankung wurde später als Osgood-Schlatter-Krankheit bezeichnet – eine Form der mechanisch bedingten Apophysitis während des Längenwachstums.
Bedeutung in der Radiologie und Sportorthopädie
In der konventionellen Röntgendiagnostik zeigt sich die Osgood-Schlatter-Krankheit durch eine unregelmäßige, fragmentierte oder verknöchernde Tuberositas tibiae. In der Sonografie können begleitende Weichteilveränderungen oder Schleimbeutelreizungen sichtbar sein. Besonders bei sportlich aktiven Jugendlichen tritt diese Erkrankung häufig auf – v. a. bei Sportarten mit Sprungbelastung. Schlatter leistete damit einen wesentlichen Beitrag zur pädiatrisch-orthopädischen Bildgebung und zur klinischen Differenzialdiagnostik von Knieschmerzen im Wachstum.
Quellen und Literatur
Schlatter C. Über Erkrankungen der Tuberositas tibiae. Correspondenz-Blatt für Schweizer Ärzte. 1903.
Osgood RB. Lesions of the tibial tubercle occurring during adolescence. Boston Med Surg J. 1903.
Peh WCG. Osgood–Schlatter disease. Singapore Med J. 2016;57(4):191–192.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.