Meulengracht, Jens (1887-1976)

Schwarz-weisses Bleistiftporträt eines älteren Mannes mit Pince-nez und Bart im realistischen Atelierstil vor dunklem Hintergrund.

Jens Anton Poul Meulengracht (1887–1976) war ein dänischer Internist, der durch die Beschreibung einer milden, erblichen Hyperbilirubinämie – heute bekannt als Meulengracht-Syndrom bzw. Gilbert-Meulengracht-Syndrom – medizinische Bekanntheit erlangte.

Biografische Daten
Meulengracht wurde am 8. Oktober 1887 in Dänemark geboren. Er studierte Medizin in Kopenhagen und spezialisierte sich auf Innere Medizin. Seine klinische und wissenschaftliche Tätigkeit konzentrierte sich auf gastroenterologische und hepatologische Krankheitsbilder. Er starb 1976 in seinem Heimatland.

Wissenschaftliche Leistungen
Meulengracht beschrieb eine autosomal-rezessiv vererbte Form der konjugationsgestörten Hyperbilirubinämie, die zu einer leichten, meist asymptomatischen Erhöhung des indirekten Bilirubins führt. Die Erkrankung tritt typischerweise bei körperlichem oder emotionalem Stress auf und ist gutartig. Sie wurde in Frankreich durch Augustin Gilbert und in Dänemark unabhängig durch Meulengracht beschrieben – daher die Bezeichnung Gilbert-Meulengracht-Syndrom.

Bedeutung in der Radiologie
Auch wenn Meulengracht kein Radiologe war, ist sein Befund in der radiologischen Differenzialdiagnostik der Leber von Bedeutung. Bei unklarer Hyperbilirubinämie ohne auffällige Bildgebung (z. B. Sonografie, CT oder MRT Abdomen) stellt das Gilbert-Meulengracht-Syndrom eine wichtige Ausschlussdiagnose dar – insbesondere bei jungen Patienten mit isoliert erhöhtem indirektem Bilirubin.

In der bildgebenden Leberdiagnostik trägt das Wissen um diese gutartige Stoffwechselstörung dazu bei, unnötige invasive Verfahren wie Leberbiopsien zu vermeiden.

Quellen und Literatur
Meulengracht J. Studies on familial jaundice. Ugeskrift for Laeger. 1932;94:573–582.
Bosma PJ. Inborn errors of bilirubin metabolism. Semin Liver Dis. 2010;30(3):271–278.
Wiegand J et al. Hyperbilirubinämie und Leberdiagnostik. Dtsch Med Wochenschr. 2015;140(3):169–175.

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