Kerckring, Theodor (1638-1693)

Klassisches Bleistiftporträt von Theodor Kerckring (1638–1693) in Schwarz-Weiss, mit geglättetem Hintergrund und würdevoller Darstellung im Stil der Wegbereiter-Reihe.

Theodor Kerckring (1638–1693) war ein niederländischer Arzt, Anatom und Mitglied des wissenschaftlichen Kreises um René Descartes. Er ist vor allem durch die Beschreibung der Kerckring-Falten im Dünndarm bekannt – quer verlaufende Schleimhautfalten, die heute auch als Plicae circulares oder Valvulae conniventes bezeichnet werden.

Biografische Daten
Kerckring wurde 1638 in Amsterdam geboren und studierte Medizin in Leiden. Er war ein Schüler und Schwiegersohn des berühmten Philosophen Franciscus van den Enden. Neben der Medizin interessierte er sich für Anatomie, Philosophie und Alchemie. Sein bekanntestes Werk ist das reich illustrierte Buch Spicilegium Anatomicum, das 1670 in Amsterdam erschien. Er starb 1693 in Hamburg.

Wissenschaftliche Leistungen
In seinem Spicilegium Anatomicum beschrieb Kerckring zahlreiche anatomische Strukturen, darunter die konzentrisch verlaufenden Falten der Dünndarmschleimhaut, die er in einzigartiger Detailgenauigkeit darstellte. Diese Falten wurden später zu seinen Ehren als Kerckring-Falten bezeichnet. Sie vergrößern die innere Oberfläche des Dünndarms erheblich und verbessern so die Resorptionsfähigkeit für Nährstoffe. Neben der Magen-Darm-Anatomie beschäftigte sich Kerckring auch mit Osteologie und pränataler Entwicklung.

Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
Die Kerckring-Falten sind ein wichtiges Merkmal in der konventionellen Röntgendiagnostik (z. B. Sellink-Darstellung) sowie in der modernen CT-/MR-Enterografie. Sie helfen bei der Unterscheidung von Dünndarm und Dickdarm und sind essenziell zur Beurteilung pathologischer Veränderungen wie Zottenatrophie (z. B. bei Zöliakie), Wandverdickung oder Faltenverlust. Kerckrings anatomische Beschreibung liefert damit bis heute wertvolle Orientierung für Bildgebung und endoskopische Diagnostik.

Quellen und Literatur
Kerckring T. Spicilegium Anatomicum. Amsterdam, 1670.
Sobin LH. Histology for Pathologists. Lippincott, 2020.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
Putz R, Pabst R. Atlas der Anatomie. Thieme, 2018.

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