Hirschsprung, Harald (1830-1906)

Bleistiftporträt von Harald Hirschsprung (1830–1906) mit Anzug und Fliege auf hellem Atelierhintergrund

Harald Hirschsprung (1830–1906) war ein dänischer Kinderarzt und Klinikleiter, der durch die Erstbeschreibung einer schweren kongenitalen Darmerkrankung bekannt wurde – der später nach ihm benannten Hirschsprung-Krankheit. Sie ist gekennzeichnet durch eine fehlende Innervation des Dickdarms und führt zu chronischer Obstipation und funktionellem Darmverschluss.

Biografische Daten
Hirschsprung wurde 1830 in Kopenhagen geboren und studierte Medizin an der Universität Kopenhagen. Er war ein Pionier der Pädiatrie in Dänemark und wurde 1870 erster Chefarzt der neugegründeten Kinderabteilung am Königlich Frederiks Hospital. Sein besonderes Interesse galt Magen-Darm-Erkrankungen im Kindesalter. Er starb 1906 in Kopenhagen.

Wissenschaftliche Leistungen
Auf einem pädiatrischen Kongress im Jahr 1886 präsentierte Hirschsprung den Fall zweier Kinder mit massiver abdomineller Distension und chronischer Obstipation. Die Obduktion zeigte ein stark erweitertes Kolon (Megakolon), während im distalen Rektum ein enger, kontrahierter Abschnitt ohne Ganglienzellen lag. Diese Befunde wurden später als kongenitale Aganglionose klassifiziert – eine Entwicklungsstörung des enterischen Nervensystems. Die Erkrankung wurde nach ihm benannt und ist bis heute als M. Hirschsprung international bekannt.

Bedeutung in der Radiologie und Pathologie
Die Hirschsprung-Krankheit wird heute durch eine Kombination aus klinischer Diagnostik, radiologischer Bildgebung (v. a. Kolon-Kontrasteinlauf) und histopathologischer Untersuchung (Saugbiopsie mit Nachweis fehlender Ganglienzellen) diagnostiziert. In der Bildgebung zeigt sich typischerweise ein spitz zulaufender, enger aganglionärer Rektumschluss mit proximaler Dilatation. Hirschsprungs Beobachtungen markieren den Beginn der funktionellen Entwicklungsdiagnostik des kindlichen Darms.

Quellen und Literatur
Hirschsprung H. Stuhlträgheit Neugeborener infolge von Dilatation und Hypertrophie des Kolons. Jahresbericht der Gesellschaft für Kinderheilkunde. 1886.
Martucciello G. Hirschsprung’s disease: Historical background and modern developments. Pediatr Surg Int. 2008;24(9):895–914.
Holschneider AM, Puri P (Hrsg). Hirschsprung’s Disease and Allied Disorders. Springer, 2008.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.

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