Hippokrates von Kos (ca. 460–ca. 370 v. Chr.) war ein griechischer Arzt der Antike und gilt als Begründer der wissenschaftlichen Medizin in Europa. Er trennte die Heilkunde von religiösen und magischen Vorstellungen und stellte sie auf eine rationale, beobachtungsbasierte Grundlage. Der Hippokratische Eid – ein ethisches Versprechen des ärztlichen Handelns – ist bis heute weltweit bekannt.
Biografische Daten
Hippokrates wurde um 460 v. Chr. auf der Insel Kos geboren und stammte aus einer Familie von Heilkundigen. Er soll an mehreren Orten Griechenlands gelehrt und praktiziert haben, darunter in Thrakien und Thessalien. Er starb vermutlich um 370 v. Chr. in Larisa. Die genauen biografischen Daten sind unsicher und vielfach von Legenden überlagert.
Wissenschaftliche Leistungen
Unter dem Namen Hippokrates entstand eine umfangreiche Sammlung medizinischer Schriften – das sogenannte Corpus Hippocraticum. Diese Texte behandeln Krankheitslehre, Diätetik, Prognostik, Ethik und Umweltfaktoren in der Medizin. Hippokrates sah Krankheit als Störung natürlicher Prozesse und förderte die Beobachtung am Krankenbett als zentrales ärztliches Instrument. Die berühmte Vier-Säfte-Lehre (Blut, Schleim, gelbe Galle, schwarze Galle) prägte das medizinische Denken bis in die Neuzeit.
Bedeutung für die Anatomie und Radiologie
Obwohl Hippokrates noch keine systematische Anatomie betrieb, legte er die Grundlagen für eine beobachtungsbasierte Diagnostik. Seine Beschreibungen von Krankheitsverläufen, Frakturen und Gelenkluxationen sind bemerkenswert präzise. In der modernen Radiologie lebt sein Anspruch weiter: Krankheiten nicht nur zu benennen, sondern systematisch zu untersuchen und zu verstehen – unterstützt durch bildgebende Verfahren. Auch der ethische Anspruch an ärztliches Handeln, wie im Hippokratischen Eid formuliert, bleibt im medizinischen Alltag präsent.
Quellen und Literatur
Corpus Hippocraticum. Übers. & Hrsg.: Jouanna J, Kudlien F.
Temkin O. Hippocrates in a World of Pagans and Christians. Johns Hopkins University Press, 1991.
Longrigg J. Greek Medicine: From the Heroic to the Hellenistic Age. Routledge, 1998.
Nutton V. Ancient Medicine. Routledge, 2012.