Clopton Havers (1657–1702) war ein englischer Anatom und Arzt, der durch seine mikroskopischen Untersuchungen des Knochens bekannt wurde. Die nach ihm benannten Havers-Kanäle sind zylindrische Strukturen im kompakten Knochengewebe, die Blutgefässe, Nerven und Bindegewebe enthalten und Teil des sogenannten Osteonsystems sind.
Biografische Daten
Havers wurde 1657 in England geboren und studierte Medizin am St Catharine’s College in Cambridge. Er praktizierte als Arzt in London und wurde 1686 Mitglied des Royal College of Physicians. Seine Forschung konzentrierte sich auf die mikroskopische Anatomie, insbesondere auf das Skelettsystem. Er starb 1702 im Alter von nur 45 Jahren.
Wissenschaftliche Leistungen
1691 veröffentlichte Havers sein Hauptwerk “Osteologia Nova”, in dem er erstmals die feine Struktur des Knochens beschrieb. Er entdeckte die zentralkanalartigen Röhren im kompakten Knochen, die später nach ihm benannt wurden – die Havers-Kanäle. Gemeinsam mit den Lamellen, dem Haversschen Kanal und den Volkmann-Kanälen bilden sie die funktionellen Einheiten des Osteonsystems. Havers war einer der ersten Anatomen, der mikroskopische Techniken systematisch auf hartes Gewebe anwandte.
Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
Die Havers-Kanäle sind zentrale Strukturen der Knochenarchitektur. Sie enthalten kleine Blutgefässe und Nerven, die den Knochen versorgen, und verlaufen längs zur Längsachse der Knochen. In der radiologischen Diagnostik, besonders bei CT und histologischer Analyse, bilden sie die Grundlage für das Verständnis von Osteoporose, Frakturheilung und Knochenumbauprozessen. Havers‘ Beobachtungen prägen bis heute die histologische Klassifikation von Knochengewebe.
Quellen und Literatur
Havers C. Osteologia Nova. London, 1691.
Gray H, Standring S (Hrsg). Gray’s Anatomy: The Anatomical Basis of Clinical Practice. Elsevier, 2021.
Putz R, Pabst R. Atlas der Anatomie. Thieme, 2018.
Martin RB et al. Skeletal Tissue Mechanics. Springer, 1998.