Guyon, Jean Casimier Felix (1831 – 1920)

Realistisches Bleistiftporträt von Jean-Casimier Guyon (1831–1920) mit freundlichem Ausdruck, gezeichnet in klassischem Atelierstil mit feiner Schraffur und dezentem Hintergrund.

Jean Casimir Félix Guyon (1831–1920) war ein französischer Urologe, Chirurg und Anatom, der als Begründer der modernen Urologie gilt. In der Anatomie ist er Namensgeber des Guyon-Kanals (Canalis ulnaris), durch den der Nervus ulnaris am Handgelenk verläuft.

Biografische Daten
Guyon wurde 1831 in Saint-Denis (Réunion) geboren. Er studierte Medizin in Paris und spezialisierte sich auf Chirurgie und Urologie. Ab 1864 wirkte er am Hôpital Necker und später am Hôpital de l’Hôtel-Dieu. 1877 wurde er Professor für medizinische Pathologie an der Universität Paris. Er war Mitbegründer der ersten internationalen urologischen Gesellschaft und ein prominenter Organisator medizinischer Fachkongresse. Er starb 1920 in Paris.

Wissenschaftliche Leistungen
Guyon gilt als einer der Begründer der Urologie als eigenständiges Fachgebiet. Er beschäftigte sich intensiv mit Erkrankungen des Harntrakts, insbesondere mit der Katheterisierung, der Blasendiagnostik und der Prostatatherapie. Darüber hinaus beschrieb er eine wichtige anatomische Struktur am Handgelenk: den Guyon-Kanal (Canalis ulnaris), durch den der Nervus ulnaris gemeinsam mit der Arteria ulnaris verläuft. Eine Kompression in diesem Kanal führt zum sogenannten „Guyon-Syndrom“ – einer Ulnarisläsion mit typischer Sensibilitäts- und Kraftminderung in der Hand.

Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
In der Radiologie und Neuroanatomie ist der Guyon-Kanal eine wichtige Region bei der Abklärung von kompressionsbedingten Ulnarissyndromen. Mittels hochauflösender MRT oder Ultraschall kann der Verlauf des Nervus ulnaris durch den Kanal exakt dargestellt werden – insbesondere bei sportassoziierten Läsionen, Raumforderungen oder Ganglien. Guyons Name steht somit für die Verbindung von klinischer Diagnostik, Anatomie und operativer Therapie.

Quellen und Literatur
Guyon JC. Leçons cliniques sur les maladies des voies urinaires. Paris, 1881.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
Kahle W, Leonhardt H. Plastische Anatomie. Thieme, 2005.
Ferrari DA. The anatomy and biomechanics of ulnar tunnel syndrome. Hand Clin. 1992;8(2):297–303.

Nach oben scrollen