Gudden, Johann (1824-1866)

Porträt von Johann von Gudden im klassischen Bleistiftstil mit feiner Schraffur, markantem Bart und dunklem Atelierhintergrund.

Johann Bernhard Aloys von Gudden (1824–1886) war ein deutscher Neuroanatome, Psychiater und Klinikdirektor, der sowohl durch seine wissenschaftlichen Beiträge zur Gehirnanatomie als auch durch sein tragisches Ende in die Medizingeschichte einging. Nach ihm sind mehrere Faserverbindungen im Gehirn als Gudden-Kommissuren bekannt.

Biografische Daten
Gudden wurde 1824 in Kleve geboren. Er studierte Medizin in Bonn und Berlin und wurde zunächst Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Werneck. Später war er Professor für Psychiatrie in Zürich und ab 1872 in München. Als königlicher Leibarzt war er mit der Untersuchung von König Ludwig II. von Bayern betraut. Gudden kam 1886 gemeinsam mit dem König unter ungeklärten Umständen im Starnberger See ums Leben.

Wissenschaftliche Leistungen
Gudden erforschte die Entwicklung, Verschaltung und Degeneration von Nervenbahnen im zentralen Nervensystem. Dabei beschrieb er mehrere interthalamische und hypothalamische Verbindungen, die später unter dem Begriff Gudden’sche Kommissuren zusammengefasst wurden – insbesondere die Commissura posterior ventralis, die eine Verbindung zwischen den Corpora mamillaria bildet. Er entwickelte auch neue Methoden zur Gehirnpräparation und förderte eine enge Verbindung zwischen klinischer Psychiatrie und Neuroanatomie.

Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
Die von Gudden beschriebenen Hirnbahnen sind noch heute Gegenstand der Forschung in der funktionellen Bildgebung (fMRT, DTI) und der Neurochirurgie. Besonders bei Erkrankungen des limbischen Systems, der Epilepsiediagnostik oder der Hypothalamusregion sind die Gudden-Kommissuren von anatomischer Relevanz. Darüber hinaus gilt Gudden als Mitbegründer der modernen biologischen Psychiatrie – sein Wirken markiert den Übergang von spekulativer Seelenheilkunde zur wissenschaftlichen Hirnforschung.

Quellen und Literatur
Gudden JB. Beiträge zur Anatomie des Gehirns. Arch Psychiatr Nervenkr. 1870.
Mai JK, Paxinos G. The Human Nervous System. Elsevier, 2012.
Clarke E, Dewhurst K. An Illustrated History of Brain Function. Norman Publishing, 1996.
Peters U. Die Affäre Ludwig II. und Dr. von Gudden. Medizinhistorisches Journal. 1988;23(2):101–116.

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