Goll, Friedrich (1829-1903)

Porträt von Friedrich Goll (1829–1903) im klassischen Bleistiftstil mit feiner Schraffur, dunklem Hintergrund und charakteristischem Kinnbart.

Friedrich Goll (1829–1903) war ein Schweizer Anatom und Mediziner, der durch die Beschreibung des Tractus gracilis – auch Goll-Bündel genannt – bekannt wurde. Diese Bahn ist ein wesentlicher Bestandteil des aufsteigenden Hinterstrangsystems im Rückenmark.

Biografische Daten
Goll wurde 1829 in Zofingen (Kanton Aargau) geboren. Er studierte Medizin in Zürich und wurde später Professor für Anatomie an der Universität Zürich. Neben seiner Lehrtätigkeit widmete er sich intensiv der neuroanatomischen Forschung, insbesondere der Bahnen des Rückenmarks. Er starb 1903 in Zürich.

Wissenschaftliche Leistungen
Golls wichtigste Entdeckung betrifft den Tractus gracilis – eine aufsteigende Bahn im medialen Hinterstrang des Rückenmarks, die epikritische Sensibilität und propriozeptive Informationen aus den unteren Körperregionen zum Gehirn leitet. Gemeinsam mit dem benachbarten Tractus cuneatus bildet er das Hinterstrangsystem, das in den Nucleus gracilis der Medulla oblongata projiziert. Die präzise Beschreibung dieser Bahnen trug wesentlich zum Verständnis der spinalen Somatotopie bei.

Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
In der Radiologie sind die von Goll beschriebenen Bahnen insbesondere in der MRT-Diagnostik des Rückenmarks relevant – z. B. bei der Beurteilung von Myelopathien, spinalen Läsionen oder neurodegenerativen Erkrankungen. Das Goll-Bündel zeigt eine typische topografische Lage im dorsomedialen Rückenmark und kann bei Hochfeld-MRT bildmorphologisch differenziert dargestellt werden. Golls Arbeit trug damit zur Grundlage moderner funktioneller Rückenmarkdiagnostik bei.

Quellen und Literatur
Goll F. Beiträge zur Anatomie des menschlichen Rückenmarks. Zürich, 1860.
Standring S (Hrsg). Gray’s Anatomy: The Anatomical Basis of Clinical Practice. Elsevier, 2021.
Duus P. Neurologisch-topische Diagnostik. Thieme, 2019.
Kahle W, Leonhardt H. Atlas und Lehrbuch der Anatomie: Nervensystem und Sinnesorgane. Urban & Fischer, 2004.

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