Golgi, Camillo (1843 – 1926)

Porträt von Camillo Golgi im klassischen Bleistiftstil mit feiner Schraffur, dunklem Hintergrund und charakteristischem Schnurrbart.

Camillo Golgi (1843–1926) war ein italienischer Mediziner, Histologe und Neurowissenschaftler, dessen Name mit mehreren grundlegenden Entdeckungen in der Zell- und Neuroanatomie verbunden ist. Die von ihm entwickelte Golgi-Färbung revolutionierte die mikroskopische Darstellung von Nervenzellen, und der Golgi-Apparat gehört heute zu den zentralen Zellorganellen der Biologie.

Biografische Daten
Golgi wurde 1843 in Corteno (Lombardei) geboren und studierte Medizin in Pavia. Dort forschte er unter anderem bei Giulio Bizzozero, einem weiteren bedeutenden Histologen. Ab 1872 entwickelte er in einem einfachen Labor seine Silberchromat-Färbetechnik zur Darstellung ganzer Nervenzellen. 1906 erhielt er gemeinsam mit Santiago Ramón y Cajal den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Golgi starb 1926 in Pavia.

Wissenschaftliche Leistungen
Golgis bedeutendste Entdeckung war die sogenannte Golgi-Färbung, eine Silberimprägnationstechnik, die es erstmals ermöglichte, einzelne Nervenzellen mit all ihren Fortsätzen sichtbar zu machen. Er entdeckte ausserdem ein membranöses Organell im Zytoplasma vieler Zellen – heute als Golgi-Apparat bekannt –, das eine zentrale Rolle im Proteintransport spielt. Golgi war zunächst Vertreter der Retikulumtheorie, wurde aber später von Ramón y Cajal und der Neuronentheorie überholt. Dennoch bleibt sein Beitrag grundlegend.

Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
In der Zellanatomie ist der Golgi-Apparat als zentrales Transportsystem der Zelle etabliert. In der Radiologie sind die histologischen Grundlagen der Nervenzellarchitektur – wie sie durch Golgi sichtbar gemacht wurden – bis heute die Basis für das Verständnis der Hirnstruktur, etwa in der funktionellen MRT oder bei der Traktografie in der Diffusionsbildgebung. Auch die Pathologie des Golgi-Apparats spielt in der Neuropathologie und Molekularradiologie eine Rolle.

Quellen und Literatur
Golgi C. Sulla struttura della sostanza grigia del cervello. Gazz Med Ital. 1873.
Nobel Lectures: The Neuron Doctrine, Golgi vs. Cajal. Nobelprize.org.
Shepherd GM. Foundations of the Neuron Doctrine. Oxford University Press, 1991.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.

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