Francis Glisson (1597–1677) war ein englischer Anatom, Physiologe und Medizintheoretiker. Er gilt als einer der bedeutendsten Leberanatomen der frühen Neuzeit. Die nach ihm benannte Glisson-Kapsel – eine bindegewebige Hülle der Leber – ist bis heute ein zentrales anatomisches Konzept in der Radiologie und Hepatologie.
Biografische Daten
Glisson wurde 1597 in Rampisham (Dorset, England) geboren. Er studierte in Cambridge und war später Professor für Medizin an der Universität Cambridge sowie Mitglied des Royal College of Physicians in London. Er veröffentlichte mehrere grundlegende Werke zur Anatomie und Physiologie, die ihn zu einem führenden Vertreter der empirischen Medizin im 17. Jahrhundert machten. Glisson starb 1677 in London.
Wissenschaftliche Leistungen
Glissons bekanntestes Werk ist sein anatomisches und funktionelles Studium der Leber: „Anatomia Hepatis“ (1654). Darin beschrieb er erstmals die bindegewebige Umhüllung der Leber – heute als Glisson-Kapsel bekannt –, sowie das intrahepatische Gefäss- und Gallengangssystem, das unter dem Begriff Glissonsches System zusammengefasst wird. Seine Arbeiten gelten als Meilenstein in der Viszeralanatomie.
Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
In der Radiologie ist die Glisson-Kapsel eine wichtige Struktur bei der Beurteilung von Leberkonturen, -verkapselungen und traumatischen Verletzungen. Sie ist sonografisch als hyperechogene Linie sichtbar und in der CT/MRT von Bedeutung zur Abgrenzung peripherer Leberläsionen. Auch bei der segmentalen Einteilung der Leber dient das Glissonsche Gefässsystem als Grundlage – etwa bei der Planung von Leberresektionen oder Transplantationen.
Quellen und Literatur
Glisson F. Anatomia Hepatis. London: Du-Gardianis, 1654.
Gray H, Standring S (Hrsg). Gray’s Anatomy: The Anatomical Basis of Clinical Practice. Elsevier, 2021.
Couinaud C. Liver anatomy and surgery. Surg Clin North Am. 1957;37(2):251–266.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.