Johann Heinrich Glaser (1629–1675) war ein Schweizer Arzt und Anatome des 17. Jahrhunderts, der durch die Beschreibung des Glaserschen Kanals – dem heutigen Canalis nasolacrimalis – in die anatomische Nomenklatur einging. Seine Arbeiten trugen zur Systematisierung der Gesichtsanatomie bei.
Biografische Daten
Glaser wurde 1629 in Basel geboren. Er studierte an der Universität Basel, wo er sich früh auf Anatomie und Medizin spezialisierte. 1658 wurde er zum Professor für Medizin berufen. Er war ein Vertreter der wissenschaftlichen Medizin der frühen Neuzeit und stand in engem Austausch mit anderen Gelehrten Europas. Johann Heinrich Glaser starb 1675 in Basel.
Wissenschaftliche Leistungen
Glaser war besonders an der Topografie des Gesichtsschädels interessiert. Seine Beschreibung des Canalis nasolacrimalis – eines knöchernen Kanals zur Ableitung der Tränenflüssigkeit vom Auge in die Nasenhöhle – wurde später als Glaserscher Kanal bekannt. Der Begriff wird heute seltener verwendet, bleibt aber historisch bedeutsam. Glaser publizierte mehrere anatomische Schriften, darunter Beobachtungen zur Schädelbasis, zur Tränenapparat-Anatomie und zur Nasenhöhle.
Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
In der radiologischen Bildgebung ist der Canalis nasolacrimalis insbesondere in der Schädel-CT und der DVT-Diagnostik relevant – z. B. bei Verdacht auf Dakryozystitis, Tränenwegsstenosen oder orbitale Frakturen. Glaser leistete damit einen wichtigen Beitrag zur funktionellen Anatomie der Orbita und der nasalen Strukturen. Sein Name bleibt mit der frühneuzeitlichen Entwicklung der deskriptiven Anatomie verbunden.
Quellen und Literatur
Glaser JH. Tractatus de partibus corporis humani. Basel, 1661.
Testut L, Latarjet A. Traité d’Anatomie Humaine. Paris: Doin, 1948.
Standring S (Hrsg). Gray’s Anatomy: The Anatomical Basis of Clinical Practice. Elsevier, 2021.
Bast TR, Behrbohm H. Nasolacrimal duct imaging: Radiologic and clinical aspects. Radiologe. 2009;49(2):159–164.