Johann Gasser (1723–1765) war ein österreichischer Anatom, der durch die Beschreibung des Ganglion Gasseri – auch Gasser-Ganglion genannt – in die Geschichte der Neuroanatomie einging. Seine Arbeiten zur Anatomie der Schädelbasis und des Nervus trigeminus gelten als wegweisend für die strukturelle Beschreibung des peripheren Nervensystems.
Biografische Daten
Gasser wurde 1723 in Österreich geboren und wirkte als Anatom und Arzt in der Zeit der Habsburger Aufklärung. Er unterrichtete an medizinischen Lehranstalten in Wien und war bekannt für seine genaue Präparationskunst. Sein früher Tod im Jahr 1765 verhinderte eine noch umfassendere wissenschaftliche Rezeption, doch sein Name blieb über das Ganglion Gasseri erhalten.
Wissenschaftliche Leistungen
Gasser beschrieb detailliert das grosse sensible Ganglion des fünften Hirnnervs (Nervus trigeminus), das sich innerhalb einer Duraduplikatur in der mittleren Schädelgrube befindet. Dieses Ganglion – heute als Ganglion Gasseri oder Gasserianisches Ganglion bekannt – stellt die zentrale Umschaltstelle für die sensible Innervation von Gesicht, Stirn und Kaumuskulatur dar. Seine Beschreibung lieferte die Grundlage für zahlreiche neurochirurgische Zugangswege und pathophysiologische Erklärungsmodelle bei Gesichtsschmerzen.
Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
In der Radiologie ist das Ganglion Gasseri von besonderer Bedeutung bei der Abklärung trigeminaler Neuralgien, Tumoren oder vaskulären Konflikten. Es lässt sich mithilfe von hochauflösender CT oder MRT an der Schädelbasis darstellen. Auch interventionelle Eingriffe wie Thermokoagulationen oder Ballonkompressionen bei therapieresistenter Neuralgie orientieren sich an der Lage dieses Ganglions. Gassers Arbeit war somit nicht nur anatomisch, sondern auch klinisch wegweisend.
Quellen und Literatur
Testut L, Latarjet A. Traité d’Anatomie Humaine. Paris: Doin, 1948.
Standring S (Hrsg). Gray’s Anatomy: The Anatomical Basis of Clinical Practice. Elsevier, 2021.
Putz R, Pabst R. Atlas der Anatomie. Thieme, 2018.
Türe U et al. Anatomic landmarks for percutaneous trigeminal rhizotomy. Neurosurgery. 2005;56(3):E623.