Galen von Pergamon (129–ca. 200 n. Chr.)

Galen von Pergamon (129–ca. 200 n. Chr.) war ein griechisch-römischer Arzt, Anatom und Philosoph. Er zählt zu den einflussreichsten Medizinern der Antike. Seine Schriften über Anatomie, Physiologie und Therapie bestimmten das medizinische Denken in Europa und im arabischen Raum über mehr als ein Jahrtausend.

Biografische Daten
Galen wurde im Jahr 129 n. Chr. in Pergamon (heute Bergama, Türkei) geboren. Nach seinem Medizinstudium in Pergamon, Smyrna, Korinth und Alexandria arbeitete er zunächst als Arzt für Gladiatoren in seiner Heimatstadt. Ab etwa 162 n. Chr. lebte er in Rom, wo er Leibarzt mehrerer römischer Kaiser wurde, darunter Marcus Aurelius. Galen starb vermutlich um 200 n. Chr., möglicherweise auch später.

Wissenschaftliche Leistungen
Galen verband hippokratische Prinzipien mit eigenen Beobachtungen und Tiersektionen. Weil menschliche Obduktionen verboten waren, sezierte er Tiere wie Schweine und Affen. Viele seiner Erkenntnisse zur Anatomie – etwa über das Herz oder das Gehirn – waren daher ungenau, aber systematisch dargestellt. Er schuf ein umfassendes medizinisches Lehrgebäude, in dem auch die Vier-Säfte-Lehre (Humoralpathologie) eine zentrale Rolle spielte.

Sein Werk umfasste über 100 Schriften, von denen viele erhalten sind. Galens Einfluss war so gross, dass seine Texte bis in die Renaissance nahezu unangefochten galten – erst mit Vesalius und der Wiederentdeckung der menschlichen Anatomie begann eine kritische Auseinandersetzung.

Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
Galen trug zur Etablierung zahlreicher anatomischer Begriffe bei, die bis heute in Gebrauch sind – etwa Ventrikel, Plexus oder Arteria. Auch in der modernen Radiologie ist sein Name präsent, zum Beispiel bei der Vena cerebri magna (Galeni). Eine seltene zerebrale Gefässfehlbildung bei Neugeborenen wird als Galeni-Aneurysma bezeichnet.

Quellen und Literatur
Nutton V. Ancient Medicine. Routledge, 2004.
Hankinson RJ. The Cambridge Companion to Galen. Cambridge University Press, 2008.
von Staden H. Herophilus: The Art of Medicine in Early Alexandria. Cambridge University Press, 1989.

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