Fragonard, Honoré (1731-1799)

ealistische Bleistiftzeichnung eines Mannes im 18. Jahrhundert mit Rüschenhemd und Schreibfeder, fein schraffiert mit klassischer Lichtführung und neutralem Hintergrund.

Honoré Fragonard (1731–1799) war ein französischer Anatome und einer der bekanntesten Präparatoren des 18. Jahrhunderts. Seine spektakulären Écorchés – konservierte, enthäutete Körper in künstlerisch-dramatischen Posen – machen ihn zu einer einzigartigen Figur an der Schnittstelle zwischen Medizin, Kunst und Aufklärung.

Biografische Daten
Fragonard wurde 1731 in Grasse geboren und war ein Cousin des berühmten Malers Jean-Honoré Fragonard. Er studierte Medizin in Paris und wurde 1766 zum Direktor der tierärztlichen Hochschule von Alfort ernannt. Dort schuf er hunderte anatomische Präparate, von denen viele bis heute im Musée Fragonard d’Alfort erhalten sind. Aufgrund seiner unkonventionellen Methoden wurde er 1771 entlassen, widmete sich aber weiterhin der anatomischen Präparation. Er starb 1799.

Wissenschaftliche Leistungen
Fragonard perfektionierte die Kunst der anatomischen Konservierung – lange vor der Ära der modernen Plastination. Seine Techniken zur Ausstopfung, Entwässerung und Darstellung von Blutgefässen und Organen gelten als Meisterleistungen frühneuzeitlicher Präparation. Besonders berühmt sind seine Écorchés, darunter das „Reitende Fötus-Skelett“ – eine Darstellung, die bis heute fasziniert und polarisiert.

Bedeutung in der Anatomie und Medizingeschichte
In der medizinischen Ausbildung des 18. Jahrhunderts spielte die visuelle und körpernahe Darstellung der Anatomie eine zentrale Rolle. Fragonards Präparate ermöglichten ein plastisches Verständnis komplexer anatomischer Strukturen. Sie dienten nicht nur dem Unterricht, sondern waren auch Ausdruck eines aufgeklärten Weltbilds, in dem Wissenschaft und Ästhetik miteinander verschmolzen. Seine Arbeiten sind Vorläufer heutiger Sammlungen in Medizinhistorischen Museen und einzigartig in ihrer Form.

Quellen und Literatur
Musée Fragonard d’Alfort: Catalogue des pièces anatomiques. Maisons-Alfort, aktuelle Edition.
Carlino A. Books of the Body: Anatomical Ritual and Renaissance Learning. University of Chicago Press, 1999.
Kemp M. Seen/Unseen: Art, Science, and Intuition from Leonardo to the Hubble Telescope. Oxford University Press, 2006.
Porter R. The Greatest Benefit to Mankind: A Medical History of Humanity. HarperCollins, 1997.

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