Girolamo Fabrici (1537–1619), auch bekannt als Hieronymus Fabricius ab Aquapendente, war ein bedeutender italienischer Anatom der Spätrenaissance. Mit seinen Arbeiten zur vergleichenden Anatomie und zur Gefässmorphologie legte er die Grundlage für spätere Entdeckungen der Physiologie – insbesondere die Lehre vom Blutkreislauf. Er war Lehrer von William Harvey, dem Entdecker des systemischen Blutkreislaufs.
Biografische Daten
Fabrici wurde 1537 in Aquapendente (Toskana) geboren. Er studierte Medizin in Padua, wo er später als Professor der Chirurgie und Anatomie unterrichtete. Seine Vorlesungen am anatomischen Theater von Padua machten ihn weit über Italien hinaus bekannt. Fabrici starb 1619 in Padua, wo er über vier Jahrzehnte als einer der führenden Anatomen seiner Zeit wirkte.
Wissenschaftliche Leistungen
Fabrici war ein Pionier der vergleichenden Anatomie. Er sezierte nicht nur Menschen, sondern auch zahlreiche Tierarten und verglich systematisch ihre Organe. Besonders berühmt wurde seine Beschreibung der Bursa Fabricii – einem lymphatischen Organ im Bereich der Kloake bei Vögeln, das für deren Immunfunktion bedeutsam ist.
Ebenso wichtig ist seine erstmalige Beschreibung der Venenklappen, die den Rückfluss des Blutes verhindern. Zwar erkannte Fabrici noch nicht ihre funktionelle Bedeutung für den Kreislauf, aber seine anatomischen Darstellungen ermöglichten es seinem Schüler William Harvey, daraus die Theorie des geschlossenen Blutkreislaufs zu entwickeln.
Zu seinen wichtigsten Werken zählen: De Venarum Ostiolis (1603), De Formato Foetu (1600) und De Visione, Voce, Auditu (1600). Seine Schriften sind reich illustriert und gehören zu den bedeutendsten medizinischen Publikationen der Renaissance.
Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
Girolamo Fabrici war ein Wegbereiter der modernen Anatomie. Die von ihm beschriebenen Venenklappen sind heute bildmorphologisch in der Dopplersonografie, CT- und MR-Phlebografie nachvollziehbar. Die Bursa Fabricii ist in der veterinärmedizinischen Radiologie weiterhin von Bedeutung. In der historischen Betrachtung der Gefässdiagnostik gilt er als eine zentrale Figur an der Schwelle zur modernen Kreislaufphysiologie.
Quellen und Literatur
Fabricius H. De Venarum Ostiolis. Padua, 1603.
O’Malley CD. Girolamo Fabrici d’Acquapendente and the Theatres of Anatomy. J Hist Med Allied Sci. 1954;9(3):275–298.
Siraisi NG. History, Medicine, and the Traditions of Renaissance Learning. University of Michigan Press, 2007.
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