de Graaf, Regnier (1641–1673)

Porträt von Regnier de Graaf (1641–1673) im klassischen Bleistiftstil mit barockem Kragen, feiner Schraffur und dunklem Hintergrund.

Regnier de Graaf (1641–1673) war ein niederländischer Anatom, Arzt und Physiologe, der durch die Beschreibung des Graaf-Follikels – der reifen Follikelstruktur im Eierstock – in die medizinische Fachsprache eingegangen ist. Seine Studien zur weiblichen Fortpflanzungsanatomie gelten als wegweisend für die Reproduktionsbiologie.

Biografische Daten
De Graaf wurde 1641 in Schoonhoven (Niederlande) geboren. Er studierte Medizin in Utrecht, Leiden und Angers und war ein Schüler von Franciscus Sylvius. Bereits in jungen Jahren begann er mit systematischen anatomischen Untersuchungen an den Fortpflanzungsorganen, insbesondere des weiblichen Genitalsystems. Er starb 1673 im Alter von nur 32 Jahren in Delft.

Wissenschaftliche Leistungen
Sein Hauptwerk “De Mulierum Organis Generationi Inservientibus” (1672) enthält detaillierte Beschreibungen der weiblichen Genitalorgane. Besonders berühmt wurde seine Entdeckung des reifen Ovarialfollikels, das später als Graaf-Follikel bezeichnet wurde – eine blasenartige Struktur, die die Eizelle umgibt. Auch wenn die Eizelle selbst erst später mikroskopisch identifiziert wurde, erkannte de Graaf die zyklische Natur der Follikelreifung und ihre Rolle im Menstruationszyklus.

Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
Das Graaf-Follikel ist ein zentrales Konzept der Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. In der radiologischen Diagnostik, insbesondere in der transvaginalen Sonografie, dient die Darstellung und Vermessung der Follikel als wichtiges Kriterium zur Beurteilung des Eisprungs, bei Hormontherapien und in der In-vitro-Fertilisation (IVF). Die von de Graaf beschriebene Struktur ist bis heute unverzichtbar in der klinischen Frauenheilkunde.

Quellen und Literatur
De Graaf R. De Mulierum Organis Generationi Inservientibus. Leiden, 1672.
Heller DS. Regnier de Graaf: Anatomist and pioneer in reproductive medicine. Arch Pathol Lab Med. 2005;129(6):792.
Kumar V et al. Robbins and Cotran Pathologic Basis of Disease. Elsevier, 2020.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.

Nach oben scrollen