Bruecke, Ernst (1819-1892)

Ernst Wilhelm von Bruecke (1819–1892) war ein österreichischer Physiologe und Medizintheoretiker, der im 19. Jahrhundert bedeutende Beiträge zur Sinnesanatomie, Sprachbildung und physiologischen Bildlehre leistete. Als Lehrer und Forscher prägte er eine ganze Generation von Medizinern, darunter auch Sigmund Freud.

Biografische Daten
Bruecke wurde am 6. Juli 1819 in Berlin geboren. Er studierte Medizin und Naturwissenschaften in Berlin und war Schüler von Johannes Müller. Später wurde er Professor für Physiologie in Wien, wo er als Vertreter einer modernen, naturwissenschaftlich begründeten Medizin wirkte. Er verstarb am 7. Januar 1892 in Wien.

Wissenschaftliche Leistungen
Bruecke forschte intensiv zu den Sinnesorganen, insbesondere dem visuellen System, dem Ohr und der Sprachbildung. Er entwickelte unter anderem den Begriff des sogenannten Brücke-Raumes in der phonetischen Anatomie. Seine physiologischen Studien umfassten auch die Bewegungsabläufe des Kehlkopfes und die optischen Eigenschaften der Retina.

Als Mitbegründer des „physikalisch-chemischen Weltbildes“ in der Medizin war Bruecke ein Vordenker einer ganzheitlich-naturwissenschaftlichen Erklärung biologischer Prozesse – eine Sichtweise, die in der modernen bildgebenden Diagnostik tief verankert ist.

Bedeutung in der Radiologie
Auch wenn Bruecke keine radiologischen Methoden entwickelte, beeinflusste seine präzise Lehre der Sinnesphysiologie und bildgebenden Didaktik nachhaltig die medizinische Visualisierung. Seine wissenschaftlich fundierte Betrachtung des Sehens, Hörens und Sprechens ist bis heute Basiswissen in der radiologischen Bildanalyse des Kopf-Hals-Bereichs, der Schädelbasis, des Innenohrs und des Phonationsapparats.

Durch seine Rolle als Lehrer, u. a. von Freud, und durch seine didaktischen Werke zu Anatomie und Physiologie wurde Bruecke zu einem geistigen Wegbereiter der interdisziplinären Diagnostik – insbesondere in der .

Quellen und Literatur
Bruecke EW. Grundzüge der Physiologie und Systematik der Sprachlaute. Wien, 1856.
Lesky E. Ernst Brücke und die Wiener medizinische Schule. Med Hist J. 1962;7(3):243–257.
Freud S. Studien über Hysterie. Erwähnungen zur wissenschaftlichen Prägung durch Bruecke.

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