Broca, Paul (1824 – 1880)

Porträt von Pierre Paul Broca (1824–1880) im Wegbereiter-Stil in Schwarz-Weiss, mit Koteletten, Fliege und neutralem Hintergrund

Paul Broca (1824–1880) war ein französischer Anatom, Chirurg und Anthropologe, der durch die Lokalisierung eines spezifischen Sprachzentrums im Gehirn weltberühmt wurde. Das nach ihm benannte Broca-Areal ist bis heute ein zentraler Begriff in der Neuroanatomie und funktionellen Bildgebung.

Biografische Daten
Broca wurde am 28. Juni 1824 in Sainte-Foy-la-Grande geboren. Er studierte Medizin in Paris und arbeitete als Chirurg, bevor er sich zunehmend für Anthropologie und Gehirnforschung interessierte. Er war Mitbegründer der Société d’Anthropologie de Paris und wurde später Mitglied der Académie de Médecine. Er verstarb am 9. Juli 1880 in Paris.

Wissenschaftliche Leistungen
Brocas berühmtester Beitrag war die Entdeckung eines umschriebenen Bereichs in der linken dritten Stirnwindung (Gyrus frontalis inferior), der für die motorische Sprachproduktion verantwortlich ist. Seine Beobachtung basierte auf der Autopsie des Patienten „Tan“, der sprachlich stark eingeschränkt war, jedoch ein intaktes Sprachverständnis hatte. Broca bewies damit erstmals, dass bestimmte kognitive Funktionen anatomisch lokalisiert sind.

Das Broca-Areal (Brodmann-Areale 44 und 45) bildet heute gemeinsam mit dem Wernicke-Areal das klassische Sprachzentrum des Gehirns. Seine Arbeiten legten den Grundstein für die Neurolinguistik und funktionelle Neuroanatomie.

Bedeutung in der Radiologie
In der modernen funktionellen MRT (fMRT) wird das Broca-Areal regelmässig kartiert, etwa zur präoperativen Planung bei neurochirurgischen Eingriffen im Sprachkortex. Es zeigt eine deutliche Aktivierung bei sprachmotorischen Aufgaben wie dem Sprechen, Lesen oder Benennen.

Auch bei der Beurteilung von postischämischen Sprachstörungen (Broca-Aphasie) liefert die Bildgebung Hinweise auf Läsionen in diesem Areal. Brocas Erkenntnisse sind damit nicht nur historisch, sondern auch klinisch hochrelevant.

Quellen und Literatur
Broca P. Perte de la parole, ramollissement chronique et destruction partielle du lobe antérieur gauche du cerveau. Bull Soc Anthropol Paris. 1861;2:235–238.
Dronkers NF et al. Paul Broca’s historic cases: High resolution MRI confirms localization of Broca’s area. Brain. 2007;130(5):1432–1441.
Crosson B. Functional imaging and language disorders. Curr Neurol Neurosci Rep. 2003;3(6):510–519.

Nach oben scrollen