Marc Jean Bourgery (1797–1849) war ein französischer Arzt und Anatom, der mit seinem monumentalen Werk zur Anatomie und Chirurgie einen bleibenden Beitrag zur medizinischen Wissenschaft und Bildsprache leistete. Seine Illustrationen gelten bis heute als ästhetisch und didaktisch wegweisend – auch für die visuelle Orientierung in der Radiologie.
Biografische Daten
Bourgery wurde am 19. Mai 1797 in Orléans geboren. Er studierte Medizin in Paris, wo er 1827 promovierte. Bereits während seines Studiums begann er mit der Arbeit an seinem grossen anatomischen Werk, das ihn zeitlebens beschäftigte. Er arbeitete eng mit dem Künstler Nicolas Henri Jacob zusammen, einem Schüler von Jacques-Louis David. Bourgery starb am 4. Juni 1849 in Paris.
Wissenschaftliche Leistungen
Zwischen 1831 und 1854 (posthum vollendet) erschien sein Hauptwerk: Traité complet de l’anatomie de l’homme comprenant la médecine opératoire – ein achtbändiger, über 2000 Seiten starker Atlas mit mehr als 700 lithografierten Tafeln, viele davon farbig. Die Illustrationen zeigen makroskopische Anatomie, chirurgische Techniken, Nervensystem, Gefässsystem, embryonale Entwicklung und mehr.
Bourgery verband darin medizinisches Wissen mit künstlerischer Präzision und schuf eine für damalige Verhältnisse revolutionäre Darstellung des menschlichen Körpers – nicht nur aus ästhetischer, sondern auch aus didaktischer Sicht.
Bedeutung in der Radiologie
Die Darstellungen von Bourgery und Jacob sind bis heute in Anatomiebüchern, Museen und digitalen Rekonstruktionen präsent. Besonders in der radiologischen Ausbildung bieten sie eine wichtige visuelle Orientierung: Ihre klaren anatomischen Ebenen, Schichtansichten und räumliche Tiefenwirkung helfen bei der Interpretation von CT- und MRT-Bildern.
In einer Zeit ohne Bildgebung schufen Bourgery und Jacob ein Werk, das wie ein Vorläufer der multiplanaren Bildgebung wirkt. Zahlreiche medizinische Illustratoren und 3D-Künstler berufen sich bis heute auf ihren Stil.
Quellen und Literatur
Bourgery MJ, Jacob NH. Traité complet de l’anatomie de l’homme comprenant la médecine opératoire. Paris: C. A. Delaunay, 1831–1854.
Röhrl J. Anatomie in Bildern: Die Kunst von Bourgery & Jacob. Deutsches Ärzteblatt. 2007;104(50):A3485–A3487.
Tasch L. Visual Culture in Medical Education: The Legacy of Bourgery and Jacob. Med Hist Rev. 2018;74(1):45–60.