André Bocage (1892–1953) war ein französischer Radiologe, der durch seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der kinematografischen Thoraxdiagnostik bekannt wurde. Seine Entwicklungen zählen zu den frühen Meilensteinen der Bewegtbildradiologie und bereiteten den Weg für moderne dynamische Bildgebungsverfahren.
Biografische Daten
Bocage wurde 1892 in Frankreich geboren und war nach dem Ersten Weltkrieg als Radiologe in Paris tätig. Er arbeitete eng mit französischen Lungenärzten und Technikern zusammen und spezialisierte sich früh auf die bildliche Darstellung der Atmungsorgane. Er verstarb 1953.
Wissenschaftliche Leistungen
Bocage entwickelte eine Methode zur kinematografischen Darstellung des Thorax, bei der durch Serienröntgenaufnahmen oder spezielle Kinematografie-Systeme die Bewegung von Zwerchfell, Lunge und Herz sichtbar gemacht wurde. Diese Technik – später auch als Bocage-Technik bezeichnet – erlaubte es erstmals, dynamische Prozesse im Thorax zu analysieren, darunter Ventilationsstörungen, Zwerchfellparesen und Beweglichkeit des Mediastinums.
Seine Arbeiten erschienen u. a. im Rahmen der französischen Radiologiekongresse und beeinflussten die Entwicklung der Durchleuchtung und Kinematografie in der Thoraxdiagnostik erheblich.
Bedeutung in der Radiologie
Bocages Ansatz gilt als Vorläufer moderner Fluoroskopie und bildgebender Funktionsanalysen der Lunge und des Zwerchfells. Zwar wurde seine Methode später durch leistungsfähigere Systeme ersetzt, doch die Idee, Bewegung bildlich darzustellen, ist bis heute zentral – etwa in der dynamischen MRT, Durchleuchtung, oder bei 4D-CT.
Insbesondere bei unklarer Atemmechanik oder Zwerchfellfunktionsstörung haben Bocages Prinzipien weiterhin Bedeutung, wenn auch in technisch weiterentwickelter Form.
Quellen und Literatur
Bocage A. La cinématographie radiologique du thorax. J Radiol Electrol. 1932;16:201–210.
Laissus Y. Histoire de la radiologie française. Paris: Masson, 1990.
Remy-Jardin M et al. Imaging the diaphragm. Eur Respir J. 2002;20(6):1553–1562.