Henry Jacob Bigelow (1818–1890) war ein US-amerikanischer Chirurg und Professor für Chirurgie an der Harvard Medical School. Er war bekannt für seine Beiträge zur orthopädischen Chirurgie und für die Beschreibung des Bigelow-Zeichens bei Hüftluxationen – ein klinischer und radiologisch relevanter Befund nach Trauma.
Biografische Daten
Bigelow wurde am 11. März 1818 in Boston, Massachusetts, geboren. Er studierte Medizin in Harvard und promovierte 1841. Anschließend verbrachte er Studienjahre in Europa, bevor er nach Boston zurückkehrte und dort eine akademische Laufbahn begann. Er war Herausgeber des renommierten Boston Medical and Surgical Journal (heute NEJM) und verstarb am 30. Oktober 1890.
Wissenschaftliche Leistungen
Bigelow wurde international bekannt für seine frühe Befürwortung der Äthernarkose in der Chirurgie, deren Anwendung er 1846 in einer bahnbrechenden Publikation dokumentierte. In der Orthopädie beschrieb er das nach ihm benannte Bigelow-Zeichen: ein charakteristisches Verhalten der betroffenen Extremität bei hinterer Hüftgelenksluxation.
Darüber hinaus entwickelte er Techniken zur Reposition und operativen Behandlung von Hüftverletzungen, insbesondere im Rahmen komplexer Luxationen. Sein Werk beeinflusste die orthopädische Ausbildung in den USA nachhaltig.
Bedeutung in der Radiologie
Das Bigelow-Zeichen ist auch in der heutigen Bildgebung von Bedeutung – besonders bei der Röntgendiagnostik des Beckens nach Trauma. Bei posteriorer Hüftluxation zeigt sich eine typische Stellung des Beines mit Innenrotation, Adduktion und Verkürzung. Diese klinischen Zeichen lassen sich mit den radiologischen Befunden in der Beckenübersichtsaufnahme korrelieren.
Bigelows Arbeiten legten die Grundlage für die differenzierte Betrachtung von Hüftluxationen und deren bildgebende Diagnostik. Seine Erkenntnisse werden heute durch CT und MRT ergänzt, aber sein Name bleibt mit der orthopädisch-radiologischen Beurteilung der Hüfte verbunden.
Quellen und Literatur
Bigelow HJ. Remarks on Ether and its Effects. Boston Med Surg J. 1846;35(20):309–317.
Hersh RE et al. Posterior hip dislocations: Clinical and imaging features. Emerg Radiol. 2020;27(3):273–280.
Standring S (Hrsg.). Gray’s Anatomy. 42. Aufl., Elsevier, 2020.