Michael Anton Biermer (1827–1892) war ein deutscher Internist, der als Erster eine ausführliche klinische Beschreibung der perniziösen Anämie veröffentlichte. Diese wurde später nach ihm auch als Biermer-Anämie bezeichnet und stellt bis heute eine wichtige Differenzialdiagnose in der klinischen und radiologischen Praxis dar.
Biografische Daten
Biermer wurde am 18. April 1827 in Karlsruhe geboren. Er studierte Medizin in Heidelberg und war später Professor in Bern, Zürich und schließlich in Breslau. Als akademischer Lehrer und Kliniker war er bekannt für seine genaue Beobachtungsgabe und systematische Darstellung von Krankheitsbildern. Er starb am 9. Oktober 1892 in Zürich.
Wissenschaftliche Leistungen
Biermer prägte 1872 den Begriff der progressiven perniziösen Anämie, die sich durch eine schwere, chronische Blutarmut, neurologische Symptome und eine Atrophie der Magenschleimhaut auszeichnet. Seine Beschreibung baute auf den Vorarbeiten von Thomas Addison auf, ging jedoch deutlich weiter in der klinischen Differenzierung.
Er erkannte den Zusammenhang zwischen der gestörten Blutbildung, neurologischen Ausfällen und pathologischen Veränderungen im Rückenmark – insbesondere in den Hintersträngen – was später mit dem Vitamin-B12-Mangel in Verbindung gebracht wurde.
Bedeutung in der Radiologie
Die Biermer-Anämie kann bei lang bestehendem Vitamin-B12-Mangel zu typischen Veränderungen im Rückenmark führen, die in der MRT der Hals- und Brustwirbelsäule sichtbar sind. Dabei zeigen sich hyperintense Signale in den posterioren Marksträngen, oft symmetrisch, ein Bild, das als funikuläre Myelose bekannt ist.
Auch zerebrale Veränderungen, etwa in der weissen Substanz, sind bei ausgeprägtem Mangel in der Bildgebung nachweisbar. Die Kenntnis der klinisch-radiologischen Korrelation ist entscheidend für die richtige Diagnose und Therapieeinleitung. Biermers Erstbeschreibung bleibt somit auch für die moderne Radiologie relevant.
Quellen und Literatur
Biermer M. Über eine eigenthümliche Form von progressiver, perniciöser Anaemie. Zeitschrift für Klinische Medizin. 1872;1:555–579.
O’Leary F, Samman S. Vitamin B12 in health and disease. Nutrients. 2010;2(3):299–316.
Kumar N. Cobalamin deficiency neurologic manifestations. Continuum (Minneap Minn). 2014;20(4):844–858.