Bell, Sir Charles (1744 – 1842)

Portrait von Charles Bell (1774–1842) in Schwarz-Weiss, im 3D-Stil mit neutralem Hintergrund, Medaille und würdigem Ausdruck.

Sir Charles Bell (1774–1842) war ein schottischer Anatom, Chirurg und Neurologe, der durch seine Arbeiten an den Hirnnerven, insbesondere am Nervus facialis, bekannt wurde. Die nach ihm benannte Bell-Lähmung beschreibt eine idiopathische periphere Fazialisparese und ist bis heute ein zentraler Begriff in der Neurologie und Neuroradiologie.

Biografische Daten
Bell wurde am 12. November 1774 in Edinburgh geboren. Er studierte Medizin an der Universität Edinburgh und emigrierte später nach London, wo er als Chirurg am Middlesex Hospital und als Anatomielehrer tätig war. 1829 wurde er Professor für Chirurgie am King’s College London. Er starb am 28. April 1842 in Hallow, Worcestershire.

Wissenschaftliche Leistungen
Charles Bell kombinierte anatomische Präzision mit klinischem Verständnis. Er beschrieb die Funktionstrennung sensorischer und motorischer Nervenfasern und erkannte die Bedeutung des Nervus facialis für die mimische Muskulatur. Die sogenannte Bell-Lähmung bezeichnet eine akute, meist einseitige Gesichtslähmung peripheren Ursprungs. Seine anatomischen Zeichnungen und Lehrwerke, darunter The Anatomy of the Brain und Essays on the Anatomy of Expression in Painting, gelten als Klassiker.

Bell war zudem Namensgeber des Bell-Magendie-Gesetzes, das die Trennung von sensiblen (dorsalen) und motorischen (ventralen) Wurzeln im Rückenmark beschreibt – eine der Grundlagen der modernen Neuroanatomie.

Bedeutung in der Radiologie
Die Bell-Lähmung gehört zur Differenzialdiagnose bei Fazialisparesen und ist ein häufiger Anlass für eine kranielle MRT. Dabei wird gezielt der Austritt des Nervus facialis im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels und des inneren Gehörgangs untersucht, um strukturelle Ursachen wie Tumoren, Entzündungen oder vaskuläre Konflikte auszuschliessen.

Charles Bells präzise Beschreibung der Fazialisfunktion ermöglichte die anatomische Zuordnung und die Entwicklung radiologischer Protokolle zur Darstellung von peripheren und zentralen Fazialisläsionen.

Quellen und Literatur
Bell C. The Nervous System of the Human Body. London, 1830.
Standring S (Hrsg.). Gray’s Anatomy. 42. Aufl., Elsevier, 2020.
Bisdas S et al. MRI of the facial nerve. Eur Radiol. 2007;17(6):1581–1591.

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