Bartholin, Caspar (1655–1738)

Caspar Bartholin Secundus, dänischer Anatom und Entdecker der Bartholin-Drüsen, stilisiertes Schwarz-Weiss-Porträt im Wegbereiter-Stil für radiologie24.ch.

Caspar Bartholin der Jüngere (1655–1738) war ein dänischer Anatom und Mediziner, der als Entdecker der Bartholin-Drüsen in die medizinische Nomenklatur eingegangen ist. Die Glandulae Bartholini gehören zur Anatomie des weiblichen Genitaltrakts und sind bis heute von klinischer und radiologischer Relevanz.

Biografische Daten
Caspar Bartholin wurde am 10. September 1655 in Kopenhagen geboren. Er entstammte einer traditionsreichen Gelehrtenfamilie – sein gleichnamiger Grossvater Caspar Bartholin der Ältere (1585–1629) war bereits ein bekannter Anatom und Naturphilosoph. Nach seinem Medizinstudium in Kopenhagen und weiteren Studienaufenthalten in Italien und Frankreich wurde er 1677 Professor der Anatomie an der Universität Kopenhagen. Er war ausserdem königlicher Leibarzt und blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1738 in der Lehre aktiv.

Wissenschaftliche Leistungen
Bartholin beschrieb 1677 erstmals die Glandulae Bartholini – paarige Drüsen im Bereich des hinteren Vestibulums der Vagina, die ein schleimiges Sekret zur Befeuchtung abgeben. Seine anatomischen Beobachtungen waren präzise und fanden rasch Eingang in die medizinische Terminologie.

Die Bartholin-Drüsen gehören zur normalen weiblichen Anatomie, können jedoch klinisch durch Zysten oder Abszesse auffällig werden. Die Bartholin-Zyste und der Bartholin-Abszess sind häufige gynäkologische Diagnosen, die in der Bildgebung – insbesondere der Sonografie – eine wichtige Rolle spielen.

Bartholin publizierte zahlreiche Schriften zur Anatomie, darunter Lehrbücher und Dissektionstexte. Sein Wirken trug zur Weiterentwicklung der anatomischen Lehre in Skandinavien entscheidend bei.

Bedeutung in der Anatomie und Radiologie
Die Glandulae Bartholini sind ein fester Bestandteil der anatomischen Ausbildung und klinischen Praxis. In der Radiologie treten sie bei der Abklärung unklarer Schwellungen im Bereich der Vulva in Erscheinung. Sonografie und MRT können eine präzise Differenzierung zwischen Zysten, Abszessen oder selteneren Tumoren ermöglichen. Die nach Bartholin benannten Drüsen bleiben ein klassisches Beispiel für anatomische Eponyme mit direktem klinischem Bezug.

Quellen und Literatur
Bartholin C. Anatome Nova. Kopenhagen, 1677.
O’Rahilly R, Müller F. Human Embryology and Teratology. Wiley, 2021.
Hagen A. The Bartholins: A Danish Anatomical Dynasty. Hist Sci Med. 1987;22(2):131–142.
Whonamedit.com: Caspar Bartholin the Younger. www.whonamedit.com

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