Jules Baillarger (1806–1890) war ein französischer Neurologe und Psychiater, der durch seine Studien zur mikroskopischen Anatomie der Grosshirnrinde bekannt wurde. Besonders berühmt ist er für die Beschreibung der nach ihm benannten Baillarger-Streifen.
Biografische Daten:
Baillarger wurde am 28. April 1806 in Montbazon, Frankreich, geboren. Er studierte Medizin in Paris und wurde dort Schüler der bedeutenden Psychiater Jean-Étienne Esquirol und Antoine Bayle. Seine berufliche Laufbahn führte ihn in verschiedene psychiatrische Einrichtungen, unter anderem an das Hôpital de la Salpêtrière. Baillarger verstarb am 7. Dezember 1890 in Paris.
Wissenschaftliche Leistungen:
Baillarger war ein Pionier in der histologischen Untersuchung des Gehirns. Er beschrieb als einer der Ersten die horizontale Schichtung der Grosshirnrinde und identifizierte zwei markante, myelinhaltige Faserschichten – die innere und äussere Baillarger-Streifung. Diese Bänder sind besonders gut im primär visuellen Kortex (Area striata) sichtbar und gehören heute zur Standardterminologie der Neuroanatomie.
Darüber hinaus war Baillarger ein engagierter Psychiater. Er war Mitbegründer der ersten französischen psychiatrischen Fachzeitschrift, dem Annales médico-psychologiques, und setzte sich für die wissenschaftliche Anerkennung der Psychiatrie als eigenständiges medizinisches Fachgebiet ein.
Bedeutung in der Radiologie / Anatomie:
Die Baillarger-Streifen sind in der modernen Hirnforschung und Bildgebung – insbesondere in der hochauflösenden MRT – ein wichtiger Bezugspunkt zur funktionellen Gliederung der Grosshirnrinde. Sie markieren kortikale Areale mit besonders dichter Faserschichtung und helfen bei der Zuordnung funktioneller Areale im Gehirn. Seine Arbeit trug wesentlich zur neuroanatomischen Kartierung bei, die bis heute in der funktionellen Bildgebung Anwendung findet.
Quellen und Literatur:
Finger S. Minds behind the Brain: A History of the Pioneers and Their Discoveries. Oxford University Press, 2000.
Parent A. Baillarger and the Histological Structure of the Cerebral Cortex. Journal of Neurology, 1996.
Clarke E, O’Malley CD. The Human Brain and Spinal Cord: A Historical Study. Norman Publishing, 1996.