Joseph Babinski 81875-1932) war ein französischer Neurologe mit polnischen Wurzeln, der als brillanter Diagnostiker in die Medizingeschichte eingegangen ist. Sein Name ist untrennbar mit dem Babinski-Zeichen verbunden – einem pathologischen Reflex, der bis heute in der neurologischen Untersuchung und auch in der radiologischen Befundung neurologischer Erkrankungen von Bedeutung ist.
Biografische Daten
Joseph Jules François Félix Babinski wurde am 17. November 1857 in Paris geboren. Seine Eltern waren polnische Einwanderer, die nach dem gescheiterten Novemberaufstand 1830 aus Warschau geflohen waren. Babinski studierte Medizin in Paris und promovierte 1885. Zu seinen wichtigsten Lehrern zählte Jean-Martin Charcot, der ihn maßgeblich prägte.
Obwohl Babinski aufgrund seiner ausländischen Herkunft nie eine Professur an der Universität erhielt, machte er Karriere als Klinikdirektor im Hôpital de la Pitié. Dort führte er über Jahrzehnte neurologische Untersuchungen durch, veröffentlichte präzise klinische Beobachtungen und galt als brillanter Redner. Er starb am 29. Oktober 1932 in Paris.
Wissenschaftliche Leistungen
Babinski war ein exzellenter klinischer Beobachter und beschrieb eine Vielzahl neurologischer Syndrome. Seine wichtigste Entdeckung machte er 1896: das nach ihm benannte Babinski-Zeichen, ein pathologischer Reflex der Großzehe bei Läsionen der Pyramidenbahn. Die pathophysiologische Interpretation dieses Reflexes war zu seiner Zeit revolutionär und ist heute fester Bestandteil jeder neurologischen Untersuchung.
Darüber hinaus beschäftigte sich Babinski mit der Hysterie, der Differenzialdiagnose von organischen und funktionellen Lähmungen, sowie mit Störungen der Tiefensensibilität. Er prägte mehrere Begriffe, darunter das sogenannte Babinski-Fröhlich-Syndrom (Adiposogenitales Syndrom, heute veraltet) und das Babinski-Nageotte-Syndrom (eine Form des Hirnstammsyndroms).
Bedeutung in der Radiologie / Anatomie
Das Babinski-Zeichen ist ein klinischer Hinweis auf eine Schädigung des ersten motorischen Neurons und wird regelmäßig im radiologisch-klinischen Kontext verwendet – insbesondere bei MRT-Untersuchungen des Gehirns oder Rückenmarks zur Abklärung neurologischer Ausfälle.
Radiolog:innen nutzen das Zeichen oft als Anhaltspunkt für Läsionen der Pyramidenbahn, z. B. bei Schlaganfall, Multipler Sklerose, Tumoren oder spinaler Kompression. Es besitzt somit eine hohe klinische Relevanz in der Interpretation bildgebender Befunde bei zentralen neurologischen Erkrankungen.
Quellen und Literatur
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Babinski J. Sur le réflexe cutané plantaire dans certaines affections organiques du système nerveux central. Semaine Médicale. 1896;16:321–327.
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Pearce JMS. Joseph Babinski (1857–1932). J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2005;76(5):654.
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Goetz CG. Charcot, Babinski, and the neurologic examination. Neurology. 2001;57(6):1121–1123.