Caspar Friedrich Wolff (1733–1794) war ein deutscher Anatom und einer der bedeutendsten Begründer der „modernen Embryologie“. Seine epigenetische Theorie stellte sich gegen die damals dominierende Präformationstheorie und beeinflusste das Verständnis der Organbildung bis in die heutige Entwicklungsbiologie hinein.
Biographical Data
Wolff wurde 1733 in Berlin geboren. Er studierte Medizin und Anatomie an der Universität Halle und promovierte 1759 in Frankfurt (Oder). Er arbeitete später an der Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg, wo er auch verstarb.
Scientific Contributions
In seiner Dissertation „Theoria Generationis“ (1759) stellte Wolff die Theorie auf, dass sich Organe nicht bereits im Keimling vorgeformt befinden (Präformation), sondern sich schrittweise durch „epigenetische Prozesse“ entwickeln.
Er beobachtete am Hühnerembryo unter dem Mikroskop, dass sich Strukturen wie Herz, Darm und Blutgefäße aus undifferenzierten Zellverbänden neu bilden. Dies war revolutionär für die damalige Zeit.
Zu seinen wichtigsten Erkenntnissen gehören:
– Beschreibung der Keimblätter (germ layers) als Ursprung von Organsystemen
– erste systematische Darstellung der Organogenese beim Wirbeltier
– Abkehr vom Präformationsdogma hin zur Entwicklung aus dem formlosen Zustand
Bedeutung in Embryologie, Anatomie und Biologiegeschichte
Wolffs Arbeiten legten das Fundament für die moderne Entwicklungsbiologie. Die Begriffe „epigenetisch“ und „Keimblätter“ gehen in ihrer Bedeutung direkt auf ihn zurück.
In der medizinischen Ausbildung ist seine Sichtweise bis heute relevant, etwa bei der Erklärung embryonaler Fehlbildungen oder in der teratologischen Diagnostik (z. B. pränataler Ultraschall, MRT).
Seine Theorien wurden später von Wissenschaftlern wie Karl Ernst von Baer und Wilhelm His weiterentwickelt.
Sources and Literature
Wolff CF. Theoria Generationis. Halle, 1759.
O’Rahilly R, Müller F. Human Embryology and Teratology. Wiley, 2021.
Gilbert SF. Developmental Biology. Oxford University Press, 2020.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
