Johann Georg Wirsung (1589–1643) war ein deutscher Anatom, der durch die Entdeckung des „Ductus pancreaticus“ – heute auch „Wirsung-Gang“ genannt – einen bleibenden Beitrag zur Anatomie des Verdauungssystems leistete.
Biographical Data
Wirsung wurde 1589 in Augsburg geboren und wirkte als Prosektor (Leiter anatomischer Präparationen) an der Universität Padua, einer der bedeutendsten medizinischen Lehrstätten Europas im 17. Jahrhundert. Er wurde 1643 unter bis heute ungeklärten Umständen ermordet – mutmaßlich im Zusammenhang mit der Priorität seiner Entdeckung.
Scientific Contributions
Wirsung entdeckte 1642 beim Präparieren eines Leichnams den „Hauptausführungsgang der Bauchspeicheldrüse“, den er später mit einer Gravur auf einer Marmortafel verewigte.
Der Gang, der von der Bauchspeicheldrüse bis zur Papilla duodeni major (Vater’sche Papille) verläuft, leitet die Verdauungsenzyme in das Duodenum und ist entscheidend für die exokrine Pankreasfunktion.
Die Entdeckung wurde zu seiner Zeit nicht veröffentlicht, sondern als private Mitteilung an andere Anatomen übermittelt. Erst posthum wurde die Bedeutung des „Wirsung-Gangs“ allgemein anerkannt.
Bedeutung in Anatomie, Radiologie und Gastroenterologie
Der „Ductus pancreaticus“ – heute als Wirsung-Gang bezeichnet – ist ein zentraler Bestandteil der Pankreasdiagnostik.
In der Radiologie wird der Gang z. B. durch:
– MRCP (MR-Cholangiopankreatografie)
– ERCP (Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatografie)
– CT Abdomen mit Kontrastmittel
dargestellt. Pathologien wie Pankreasstenosen, Tumoren, Pankreas divisum oder chronische Pankreatitis betreffen häufig den Wirsung-Gang und seine Architektur.
Sources and Literature
Wirsung JG. Tabula marmorea ductus pancreatici, Padua, 1642.
Elias H, Jansen HW. Anatomical eponyms. Urban & Schwarzenberg, 1982.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
Standring S (Hrsg.). Gray’s Anatomy. 42. Auflage. Elsevier, 2020.
