Westphal, Karl Friedrich Otto (1833-1890)

Karl Friedrich Otto Westphal Porträt – realistisches Bleistiftbild in Schwarz-Weiss mit geglättetem Hintergrund im Stil der Wegbereiter-Reihe

Karl Friedrich Otto Westphal (1833–1890) war ein deutscher Neurologe, Psychiater und Hochschullehrer in Berlin. Seine Arbeiten zur Neuroanatomie, Okulomotorik und Psychopathologie haben die moderne Neurologie und Psychiatrie mitgeprägt. Er war der Sohn des renommierten Astronomen Wilhelm Westphal und wurde später der Lehrer von Carl Wernicke.

Biographical Data
Westphal wurde 1833 in Berlin geboren. Er studierte Medizin an den Universitäten Berlin, Heidelberg und Würzburg. Ab 1869 war er Direktor der Nervenabteilung an der Charité Berlin. Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und engagierte sich für die Systematisierung neurologischer Erkrankungen. Er starb 1890 in Berlin.

Scientific Contributions
Westphal beschrieb den nach ihm benannten Nucleus accessorius nervi oculomotorii – den Westphal-Kern –, der für die parasympathische Pupillenreaktion verantwortlich ist. Dieser Kern liegt medial im Bereich des III. Hirnnerven (N. oculomotorius) im Mittelhirn und ist integraler Bestandteil des Pupillen-Lichtreflexes.
Ein Ausfall des Reflexes bei erhaltener Augenbeweglichkeit wird als Westphal-Zeichen beschrieben – etwa bei Diabetes, Ischämien oder Kompressionen im Mittelhirnbereich.
Westphal war zudem Erstbeschreiber der sogenannten Pseudohypertrophen Muskeldystrophie, die später mit Duchenne assoziiert wurde, sowie früher Beschreiber der Agoraphobie als psychiatrisches Phänomen.

Bedeutung in der Radiologie und klinischen Neurologie
Der Westphal-Kern ist in der MRT des Mittelhirns indirekt beurteilbar, insbesondere bei okulomotorischen Ausfällen, Pupillenstörungen und neurodegenerativen Erkrankungen. Die Funktion des Kerns wird klinisch über den Lichtreflex getestet und kann bildgebend bei MS, Tumoren, Hirnstamminfarkt oder Diabetesneuropathie korreliert werden.
In der Differenzialdiagnostik zwischen peripherem und zentralem Okulomotoriussyndrom ist die Kenntnis dieser Struktur essenziell.

Sources and Literature
Westphal KFO. Zur Anatomie des Oculomotorius-Kernes. Arch Psychiatr Nervenkr. 1887.
Duus P. Neurologisch-topische Diagnostik. Thieme, 2021.
Standring S (Hrsg.). Gray’s Anatomy. 42. Auflage. Elsevier, 2020.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.

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