
Sunao Tawara (1873–1953) war ein japanischer Pathologe und Anatom, der durch seine bahnbrechende Entdeckung des „Atrioventrikularknotens“ – auch „Tawara-Knoten“ genannt – wesentliche Grundlagen für das Verständnis der Herzleitung lieferte. Seine Arbeiten bilden bis heute die Basis der elektrophysiologischen Kardiologie.
Biographical Data
Tawara wurde 1873 in Japan geboren und studierte Medizin an der Universität Tokio. Für seine Forschung ging er nach Deutschland an die Universität Marburg, wo er unter Ludwig Aschoff arbeitete. 1906 veröffentlichte er seine legendäre Monografie über das Reizleitungssystem des Säugetierherzens. Er kehrte später nach Japan zurück und starb 1953 in Beppu.
Scientific Contributions
Tawara entdeckte das spezialisierte Muskelgewebe im Bereich zwischen Vorhöfen und Kammern – heute bekannt als:
– Tawara-Knoten (Teil des AV-Knotens)
– Teil des His-Tawara-Systems
– Verbindung zwischen dem His-Bündel und den Tawara-Schenkeln (Kammerschenkeln)
Dieses System ist entscheidend für die geordnete Erregungsausbreitung im Herzen und die zeitlich präzise Kontraktion der Kammern nach der atrialen Aktivierung.
Seine Originalpublikation (1906) gilt als Meisterwerk der mikroskopischen Anatomie und Histopathologie des Herzens.
Bedeutung in Radiologie, Kardiologie und Elektrophysiologie
Das His-Tawara-System ist bis heute Grundlage:
– der EKG-Interpretation (PQ-Intervall, Schenkelblöcke)
– der Katheterablation bei AV-Knoten-Reentry-Tachykardien
– bildgebend erfasst durch moderne MRT-Techniken (z. B. Late Enhancement, Diffusionsbildgebung)
– bei strukturellen Herzerkrankungen, die das Reizleitungssystem beeinträchtigen (z. B. Myokarditis, Kardiomyopathien)
Tawaras histologische Beschreibung ist noch heute Bestandteil der Herzpathologie-Ausbildung weltweit.
Sources and Literature
Tawara S. Das Reizleitungssystem des Säugetierherzens. Fischer Verlag, Jena, 1906.
Anderson RH, Ho SY. Histology and structure of the conduction system. Heart. 2002.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
Standring S (Hrsg.). Gray’s Anatomy. 42. Auflage. Elsevier, 2020.