Reichert, Karl Bogislaus (1811-1883)

Schwarz-Weiss-Bleistiftporträt von Reichert, Karl Bogislaus (1811-1883) mit Brille und Fliege im klassischen Atelierstil – ideal für historische Biografien auf radiologie24.ch.

Karl Bogislaus Reichert (1811–1883) war ein deutscher Anatom und einer der Begründer der modernen Embryologie. Er beschrieb die Entwicklung des zweiten Kiemenbogens und identifizierte den nach ihm benannten „Reichert-Knorpel“ – eine embryologische Struktur, die maßgeblich zur Bildung wichtiger Anteile des Kopf- und Halsbereichs beiträgt.

Biographical Data
Reichert wurde 1811 in Rastenburg (Preußen) geboren. Er studierte Medizin und Anatomie in Königsberg und Berlin, unter anderem bei Johannes Müller. 1858 wurde er Professor für Anatomie an der Universität Berlin. Zu seinen Schülern gehörte unter anderem Rudolf Virchow. Er starb 1883 in Berlin.

Scientific Contributions
Reichert lieferte grundlegende Erkenntnisse zur Entwicklung der Kiemenbögen und ihrer Derivate beim Menschen.
Besonders bekannt ist der:

Reichert-Knorpel (cartilago Reicherti):
→ Teil des zweiten Kiemenbogens (hyoidaler Bogen)
→ beteiligt an der Bildung von:
• Steigbügel (Stapes)
• Proc. styloideus
• Lig. stylohyoideum
• Cornu minus und Oberkörper des Zungenbeins

Diese Erkenntnisse sind grundlegend für das Verständnis von Entwicklungsstörungen im Kopf- und Halsbereich.

Bedeutung in Radiologie, HNO und Kopfembryologie
Reicherts Entdeckung hat bis heute große Bedeutung in der Radiologie des Halses und der Schädelbasis.
Strukturen aus dem Reichert-Knorpel spielen eine Rolle bei:

– dem Eagle-Syndrom (verlängerter Processus styloideus mit klinischer Relevanz)
– branchiogenen Fehlbildungen (Fisteln, Zysten)
– präoperativer Bildgebung (CT/MRT Schädelbasis, Halsweichteile)
– anatomischer Lokalisierung in der chirurgischen HNO-Heilkunde

Reichert leistete zudem bedeutende Beiträge zur Histologie, Neuroanatomie und zur mikroskopischen Technikentwicklung seiner Zeit.

Sources and Literature
Reichert KB. Über die Visceralbögen der Wirbeltiere im Allgemeinen und deren Metamorphosen bei den Vögeln und Säugethieren. Berlin, 1837.
O’Rahilly R, Müller F. Human Embryology and Teratology. Wiley, 2021.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
Standring S (Hrsg.). Gray’s Anatomy. 42. Auflage. Elsevier, 2020.

en_GB
Scroll to Top