Maurice Raynaud (1834–1881) war ein französischer Arzt, Neurologe und Pathologe, der durch die Erstbeschreibung des nach ihm benannten Raynaud-Syndroms weltweite Bekanntheit erlangte. Die Erkrankung betrifft vor allem die Akren (Finger, Zehen) und ist gekennzeichnet durch anfallsartige vasospastische Ischämien.
Biographical Data
Raynaud wurde 1834 in Paris geboren und studierte Medizin an der Universität Paris. 1862 verfasste er seine Dissertation über eine besondere Form der peripheren Durchblutungsstörung – ein Werk, das später zu seinem medizinischen Vermächtnis wurde. Er war als Hochschullehrer, Kliniker und Wissenschaftler tätig und starb früh im Alter von 46 Jahren.
Scientific Contributions
In seiner Dissertation „De l’asphyxie locale et de la gangrène symétrique des extrémités“ beschrieb Raynaud die episodische, symmetrische Blässe und Zyanose der Finger bei Kälte oder emotionalem Stress – verursacht durch einen Vasospasmus der Arteriolen. Die Erkrankung verläuft typischerweise in drei Phasen: Vasokonstriktion (blass), Zyanose (blau), Reperfusion (rot).
Raynaud unterschied erstmals zwischen einer primären idiopathischen Form und einer sekundären Form, die im Rahmen rheumatischer oder vaskulärer Grunderkrankungen auftritt (z. B. Sklerodermie, Lupus erythematodes).
Bedeutung in der Radiologie und Angiologie
Das Raynaud-Syndrom hat in der funktionellen Diagnostik der Gefäße große Bedeutung. Bildgebende Verfahren wie digitale Subtraktionsangiografie (DSA), MRT-Angiografie, Dopplersonografie und Nailfold-Kapillarmikroskopie helfen bei der Differenzierung primärer und sekundärer Formen. In der radiologischen Gefäßdarstellung zeigt sich typischerweise ein „Kalibersprung“ oder vollständiger Verschluss distaler Arteriensegmente während eines Anfalls. Raynauds präzise klinische Beschreibung bleibt ein Paradebeispiel für die Verbindung zwischen Klinik und bildgebender Gefäßdiagnostik.
Sources and Literature
Raynaud M. De l’asphyxie locale et de la gangrène symétrique des extrémités. Paris, 1862.
LeRoy EC, Medsger TA. Raynaud’s phenomenon: a proposal for classification. Clin Exp Rheumatol. 1992.
Beltran J. Imaging of Raynaud’s phenomenon and connective tissue disorders. Radiol Clin North Am. 1995.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
