Ollier, Louis (1830-1900)

Porträt von Louis Ollier (1830–1900) als realistische Bleistiftzeichnung in Schwarz-Weiss mit geglättetem, abgedunkeltem Hintergrund und charakteristischen Koteletten.

Louis Xavier Édouard Léopold Ollier (1830–1900) war ein französischer Chirurg und einer der Begründer der modernen Knochen-, Gelenk- und Rekonstruktionschirurgie. Seine Arbeiten zur Knochentransplantation, Gelenkerhaltung und Tumorbehandlung machten ihn zu einem Pionier auf dem Gebiet der Orthopädie. Mehrere klinische Begriffe wurden nach ihm benannt, darunter die Ollier-Krankheit und das Ollier-Zeichen.

Biographical Data
Ollier wurde 1830 in Lyon geboren und studierte dort Medizin. Er arbeitete unter Claude Bernard und wurde 1866 Professor für klinische Chirurgie in Lyon. Später gründete er eine eigene orthopädische Klinik. Er war Mitglied der Académie de Médecine und wurde mehrfach ausgezeichnet. Ollier starb 1900.

Scientific Contributions
Ollier war ein Pionier der Knochentransplantation und der Gelenkerhaltungschirurgie. Er führte zahlreiche innovative Techniken in der Frakturversorgung und Osteotomie ein. Besonders bekannt ist die nach ihm benannte Ollier-Krankheit, auch als **Enchondromatose** bezeichnet – eine seltene, meist einseitige Entwicklungsstörung mit multiplen enchondralen Tumoren, die zu Deformierungen und erhöhtem Frakturrisiko führen kann. Zudem wird in der klinischen Untersuchung der schmerzhaften Gelenkpathologien das Ollier-Zeichen verwendet – eine Druckempfindlichkeit an einem Gelenk als indirekter Hinweis auf tieferliegende Pathologie.

Bedeutung in Orthopädie und Radiologie
In der konventionellen Radiologie ist die Ollier-Krankheit ein typischer Differentialbefund bei multiplen knöchernen Läsionen mit enchondralem Ursprung. Die Läsionen erscheinen oft radioluzent mit zarter Verkalkung. Sie müssen von malignen Prozessen (z. B. Chondrosarkom) abgegrenzt werden. Auch in der pädiatrischen Bildgebung hat die Erkennung und Verlaufskontrolle bei Enchondromatose hohe Bedeutung. Olliers Methoden zur Knochentransplantation legten zudem die Grundlage für viele moderne Rekonstruktionstechniken.

Sources and Literature
Ollier L. Traité expérimental et clinique de la régénération des os. Paris, 1867.
Gehweiler JA. Orthopaedic Eponyms. Thieme, 1993.
Pansini M, Castriota-Scanderbeg A. Radiology of Syndromes, Metabolic Disorders and Skeletal Dysplasias. Springer, 2006.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.

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