Nissl, Franz (1860-1919)

Porträt von Franz Nissl (1860–1919) als realistische Bleistiftzeichnung in Schwarz-Weiss mit abgedunkeltem Hintergrund, ruhiger Ausdruck und klassisches Erscheinungsbild.

Franz Nissl (1860–1919) war ein deutscher Neurologe, Psychiater und Histologe. Er entwickelte die nach ihm benannte „Nissl-Färbung“, mit der Nervenzellen spezifisch dargestellt werden können. Seine Arbeiten gelten als Grundlage der modernen Neurohistologie.

Biographical Data
Nissl wurde 1860 in Frankenthal (Pfalz) geboren. Er studierte Medizin in München und arbeitete unter Bernhard von Gudden. Später war er Professor für Psychiatrie in Heidelberg und München. Zu seinen Kollegen und Weggefährten zählten Alois Alzheimer und Emil Kraepelin. Er starb 1919 in München.

Scientific Contributions
Nissl entwickelte eine Färbemethode, die basophile Strukturen in Nervenzellen sichtbar macht – insbesondere das raue endoplasmatische Retikulum, das man seither als „Nissl-Substanz“ bezeichnet.
Die „Nissl-Färbung“ verwendet Farbstoffe wie Thionin, Kresylviolett oder Methylenblau und ermöglicht eine exzellente Darstellung von:

– Zellkörpern (Soma)
– Nukleoli
– Nissl-Schollen (Ribosomenansammlungen)

Diese Methode war bahnbrechend für die systematische Untersuchung der zellulären Struktur des Gehirns. Nissl lieferte auch Beiträge zur neuropathologischen Klassifikation psychiatrischer Erkrankungen.

Bedeutung in Neuroanatomie, Histologie und Pathologie
Die „Nissl-Färbung“ ist bis heute ein **Standardverfahren in der Hirnforschung**, etwa zur Darstellung der Zellarchitektur in verschiedenen Hirnarealen.
Sie dient zur Beurteilung von Zellverlust, Degeneration, Entzündungsprozessen oder Tumoren. In der Neuropathologie wird sie z. B. zur Klassifikation von **kortikalen Dysplasien, Gliosen oder neuronalen Spektren** eingesetzt.
Auch die berühmten Gehirnkarten von Korbinian Brodmann basieren auf Nissl-gefärbten Schnittserien.

Sources and Literature
Nissl F. Über die sogenannten Granula der Nervenzellen. Neurol Zentralbl. 1884.
Brodmann K. Vergleichende Lokalisationslehre der Großhirnrinde. Leipzig, 1909.
Jones EG. The Neuron Doctrine, 1891–1991. Brain Res Bull. 1991.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.

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