Heinrich Müller (1820–1864) war ein deutscher Anatom und Physiologe. Er leistete bedeutende Beiträge zur Anatomie des Auges und beschrieb erstmals die sogenannten „Müller-Zellen“ – spezialisierte Gliazellen in der Retina.
Biographical Data
Müller wurde 1820 in Frankfurt am Main geboren und studierte Medizin in Gießen. Er wurde Professor für Anatomie und Physiologie in Würzburg, wo er gemeinsam mit Albert von Kölliker forschte. Müller starb bereits im Alter von 43 Jahren.
Scientific Contributions
Müllers wichtigste Entdeckung war die Beschreibung der „Müller-Zellen“ – lange, stützende Gliazellen, die sich durch die gesamte Dicke der Netzhaut erstrecken und eine zentrale Rolle für deren Struktur und Stoffwechsel spielen.
Sie dienen der Homöostase, der Lichtleitung, dem Abtransport von Ionen und Neurotransmittern sowie der Stabilisierung der neuronalen Architektur der Retina.
Darüber hinaus sind nach ihm benannt:
– der „Müller-Muskel“ (Pars orbitalis des M. levator palpebrae superioris): ein glatter Augenlidmuskel
– die „Müller-Liquorröhre“: eine embryologische Struktur des zentralen Nervensystems
– Beiträge zur Beschreibung der Retina-Schichten und der Feinstruktur des Sehnervs
Bedeutung in Ophthalmologie, Neuroanatomie und Bildgebung
Die „Müller-Zellen“ sind für das Verständnis retinaler Erkrankungen wie Makuladegeneration, Netzhautablösung oder Glaukom essenziell.
Sie sind histologisch und immunhistochemisch nachweisbar und in der modernen Augenbildgebung – etwa mittels OCT (optische Kohärenztomografie) – indirekt sichtbar.
Auch bei der Entwicklung regenerativer Therapien und Retinaimplantate spielen Müller-Zellen eine zentrale Rolle.
Sources and Literature
Müller H. Beiträge zur Histologie des Auges. Zeitschrift für Wissenschaftliche Zoologie, 1851.
Newman EA, Reichenbach A. The Müller cell: a functional element of the retina. Trends Neurosci. 1996.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
Standring S (Hrsg.). Gray’s Anatomy. 42. Auflage. Elsevier, 2020.
