António Egas Moniz (1874–1955) war ein portugiesischer Neurologe, Politiker und Wissenschaftler. Er gilt als Begründer der „zerebralen Angiografie“ und führte die umstrittene „Präfrontale Lobotomie“ als neurochirurgisches Verfahren ein. Für Letzteres erhielt er 1949 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
Biographical Data
Moniz wurde 1874 in Avanca (Portugal) geboren. Er studierte Medizin an der Universität Coimbra und wurde später Professor für Neurologie in Lissabon. Neben seiner wissenschaftlichen Karriere war er auch als Diplomat und Politiker aktiv, unter anderem als portugiesischer Außenminister. Er starb 1955 in Lissabon.
Scientific Contributions
Die wichtigste technische Innovation von Moniz war die Entwicklung der „zerebralen Angiografie“ im Jahr 1927 – ein Verfahren, bei dem die Hirngefäße durch direkte Kontrastmittelinjektion radiologisch sichtbar gemacht werden. Dies stellte einen Meilenstein in der Diagnose von:
– Aneurysmen
– Gefäßmissbildungen
– Hirntumoren
– Gefäßverschlüssen
Darüber hinaus führte Moniz 1935 die „Präfrontale Leukotomie“ (später: Lobotomie) zur Behandlung schwerer psychischer Erkrankungen ein. Das Verfahren war international verbreitet, wurde jedoch später wegen ethischer und medizinischer Bedenken stark kritisiert und weitgehend verlassen.
Bedeutung in der Radiologie, Neurochirurgie und Medizingeschichte
Die „zerebrale Angiografie“ ist ein Grundpfeiler der modernen **Neuroradiologie**. Das Verfahren wurde im Laufe der Zeit weiterentwickelt (digitale Subtraktionsangiografie, CT-/MR-Angiografie), ist aber bis heute in der Diagnostik und Therapie neurovaskulärer Erkrankungen unverzichtbar.
Moniz’ Beiträge zur Bildgebung stehen im Kontrast zu seiner Rolle bei der Entwicklung der Lobotomie, die heute als medizinisch und ethisch problematisch bewertet wird – dennoch zeigen seine Arbeiten die Bedeutung technischer Innovation für die neurologische Diagnostik.
Sources and Literature
Moniz A. Diagnostic des tumeurs cérébrales et angiographie cérébrale. Paris, 1931.
Finger S. Dr. Moniz and the Origins of Prefrontal Lobotomy. Arch Gen Psychiatry. 2001.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
Standring S (Hrsg.). Gray’s Anatomy. 42. Auflage. Elsevier, 2020.
The Nobel Foundation. Nobel Lecture: Prefrontal Leukotomy in the Treatment of Mental Disorders, 1949.
