Lieberkühn, Johann (1711-1756)

Realistisches Bleistiftporträt von Johann Nathanael Lieberkühn mit Bart und Fliege, im klassischen Atelierstil mit dunklem Hintergrund.

Johann Nathanael Lieberkühn (1711–1756) war ein deutscher Arzt, Anatom und Pionier der Mikroskopie. Er ist Namensgeber der Lieberkühn-Krypten und Lieberkühn-Drüsen – mikroskopisch kleine Einstülpungen der Dünndarmschleimhaut, die eine wichtige Rolle bei der Sekretion und Regeneration des Darmepithels spielen.

Biographical Data
Lieberkühn wurde 1711 in Berlin geboren und studierte Medizin, Philosophie und Naturwissenschaften in Leiden und Berlin. Er war eng mit dem Kreis um Albrecht von Haller verbunden und verfasste grundlegende Arbeiten zur Anatomie des Verdauungssystems. 1756 starb er im Alter von nur 44 Jahren in Berlin.

Scientific Contributions
Mit Hilfe selbstgebauter Mikroskope untersuchte Lieberkühn die Feinstruktur der Darmschleimhaut. Er entdeckte dabei die Krypten und Drüsen, die heute seinen Namen tragen. Die Lieberkühn-Krypten befinden sich an der Basis der Zotten im Dünn- und Dickdarm und enthalten Stammzellen sowie sekretorische Zellen, u. a. Paneth-Zellen. Lieberkühn war auch Erfinder des sogenannten Lieberkühn-Spiegels, eines hohlen Metallspiegels zur Verbesserung der Mikroskopbeleuchtung – ein bedeutender Fortschritt für die histologische Forschung des 18. Jahrhunderts.

Bedeutung in der Anatomie, Pathologie und Radiologie
Die Lieberkühn-Krypten sind ein zentrales Element in der Darmhistologie. Sie sind essenziell für die Regeneration des Darmepithels, die Barrierefunktion und die Abwehr von Krankheitserregern. Pathologische Veränderungen wie Kryptenabszesse oder -atrophien sind typische Merkmale bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. Colitis ulcerosa). In der Radiologie korrelieren diese mikroskopischen Veränderungen indirekt mit makroskopisch detektierbaren Schleimhautveränderungen in der Enterografie (MRT, CT) oder Kolonkontrasteinläufen.

Sources and Literature
Lieberkühn JN. De valvulis intestinorum. Leiden, 1745.
Schultz SG. Historical perspective: crypts of Lieberkühn. Physiology. 2000;15(4):175–177.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
Putz R, Pabst R. Atlas der Anatomie. Thieme, 2018.

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