Karl Wilhelm von Kupffer (1829–1903) war ein deutsch-baltischer Anatom und Histologe, der durch die Entdeckung der Kupffer-Zellen bekannt wurde – spezialisierte Makrophagen, die in den Lebersinusoiden lokalisiert sind und eine zentrale Rolle in der Immunabwehr der Leber spielen.
Biographical Data
Kupffer wurde 1829 in Bauska (heutiges Lettland) geboren und studierte Medizin und Naturwissenschaften in Dorpat (Tartu), Berlin und Göttingen. Er war Professor für Anatomie in Kiel, Königsberg und ab 1875 in München, wo er auch Direktor des Anatomischen Instituts wurde. Kupffer war ein engagierter Mikroskopiker und starb 1903 in München.
Scientific Contributions
1876 beschrieb Kupffer erstmals sternförmige Zellen im Lumen der Lebersinusoide, die er zunächst für perivaskuläre Bindegewebszellen hielt. Spätere Forschungen – insbesondere durch Tadeusz Browicz – identifizierten sie als Makrophagen. Diese Zellen wurden als Kupffer-Zellen benannt und sind heute ein zentraler Bestandteil des mononukleären Phagozytensystems (MPS). Kupffer leistete zudem bedeutende Beiträge zur Embryologie, Neuroanatomie und histologischen Technik.
Bedeutung in der Radiologie und Pathologie
Die Kupffer-Zellen spielen eine Schlüsselrolle bei der Immunabwehr, Phagozytose von Erregern, Zelltrümmern und Toxinen sowie bei entzündlichen Leberprozessen. In der Radiologie sind sie indirekt relevant, etwa bei der Anwendung kupfferzellselektiver Kontrastmittel in der Leber-Sonografie (z. B. Sonazoid) oder bei der Beurteilung von Leberläsionen, die keine Kupfferzellaktivität aufweisen (z. B. HCC). Kupffers Arbeiten zur Zellfunktion waren wegweisend für das Verständnis der Leber als immunologisches Organ.
Sources and Literature
Kupffer K. Über Sternzellen der Leber. Archiv für Mikroskopische Anatomie. 1876;12:353–358.
Browicz T. Zur Kenntnis der Sternzellen der Leber. Zbl Pathol. 1898;9:580–583.
Wake K et al. Kupffer cells: structure and function. Int Rev Cytol. 1995;153:173–229.
Netter FH. Atlas of Human Anatomy. Elsevier, 2023.
